SY "NYALA"-GER 8644

 

06.07.2025: Wir kommen gut voran und sind schon zwei Tage vor dem Zeitplan

Samstag, 05.07.:


Trotz kurzer Nacht stehen wir um fünf Uhr auf. Nici kocht Kaffee und Tee und der Skipper beginnt mit den Vorbereitungen für das Auslaufen. Der Wind kommt achterlich, mal von Backbord und mal von Steuerbord. Es ist nicht ganz einfach zu entscheiden, welche Leinen schon wegkönnen.

Unser Ablegemanöver klappt sehr gut und schon um 05:40 Uhr steckt die „NYALA“ die  Nase zwischen den Hafenmolen seewärts. Es ist relativ schwachwindig, öfters fegen jedoch Böen bis 18 Knoten über uns. Deshalb legen wir die 26 Meilen nach Mellerstön mal unter Maschine und mal nur unter Genua 2 zurück, wobei der Dieselanteil überwiegt.

Schon um 10:30 Uhr liegen wir als einziges Boot längsseits in Mellerstön fest. Beim Anlegen probieren wir zum ersten Mal unsere „Walkie-Talkies“ mit Ohrhöhrern aus, die wir uns im Winter gegönnt haben. Erneut ein wundervoller und romantischer Platz. Ich kann kaum glauben, dass wir hier wirklich allein sind. Aber das kann sich natürlich schnell ändern.

Nici plant schon ihr Sportprogramm aus Wandern und Schwimmen (inkl. Reinigung des Wasserpasses), während ich das Erlebte festhalte, die Selftailer der Winschen endlich sinnvoll einstelle und schon die Route für morgen plane.

Auch morgen wollen wir wieder zeitig los, damit wir nach den voraussichtlich 43 Seemeilen bis Kurjoviken/Skälleftehamn, noch ein wenig vom Tag haben. Für morgen scheinen uns die Wind- und Wettergötter hold zu sein. Es soll nordöstliche Winde mit zwei bis drei, in den Böen vier Beaufort geben. Ideales Wetter für unsere nächst Trainingseinheit.

Am  frühen Nachmittag legen wir uns für zwei Stündchen auf’s Ohr. Beim Wachwerden sind wir beide hungrig und vertilgen erstmal die restlichen Nudeln von gestern Abend, die immer noch gut schmecken. Völlig unverständlich ist uns, warum wir in diesem Paradies immer noch mutterseelenallein liegen dürfen. Es ist so unglaublich still hier, dass wir mit gedämpfter Stimme sprechen, um die bezaubernde Stimmung nicht zu stören. Als ich unseren Nudeltopf an einem Bändsel angeleint zum Vorspülen über Bord werfe, schreckt das Platschen einen großen Entenschwarm auf, der panisch die Flucht ergreift. Sorry für die Störung…

Den Abend verbringen wir mir Lesen und gehen wieder früh schlafen.

Sonntag, 06.07.:

Um viertel vor eins weckt mich meine Blase, sie möchte dringend geleert werden. Als ich schlaftrunken auf dem Rückweg ins Vorschiff unterwegs bin, fällt mir eine besondere Lichtstimmung auf, die es in dieser Form wohl nur in der Nähe oder nördlich des Polarkreises gibt. Um den angriffslustigen Mücken keine großen Einflugschneisen zu öffnen, mache ich zum Fotografieren nur das Fenster über der Pantry auf. Das Lichterspiel raubt mir fast den Atem. Nachdem ich mich sattgesehen habe, gehe ich wieder auf die Koje, drehe mich um und schlafe schnell wieder ein.

Wie schon gestern klingelt um fünf Uhr der Wecker und die Bordroutine beginnt. Skip bereitet das Auslaufen vor, Nici kocht Kaffee und Tee und hilft mir danach beim Falten der Baumpersenning. Um zehn vor sechs laufen wir aus unserer „Paradiesbucht“ aus, setzen nach nur 0,2 Seemeilen unter Motor die Segel und schalten das „Rütteleisen“ ab.

Gemächlich schiebt sich „NYALA“ bei raumen Wind mit 10 – 12 Knoten nach Süden. Im freien Wasser raumt der Wind immer mehr, bleibt leider aber zu spitz zum Ausbaumen. Zumindest zeitweise flaut es so weit ab, dass die Segel jämmerlich im Rigg schlagen, was sich aber nicht vermeiden lässt.

Das Frühstück nehmen wir bei feinster Sonne, aber immer noch recht niedrigen Temperaturen im Cockpit ein und freuen uns über den schönen Morgen und unsere Entspannung.

Zum Zeitvertreib räumen wir die Segellast einmal komplett aus, stellen die Segel zum Lüften in die Sonne, packen den Spi neu und stauen ein paar Getränke um. Eine Flasche Mount Gay, eine Palette Jever und eine Palette Cola Zero wird in den Salon umgestaut. Eine Stunde später kommen die Segel wieder in Ihr „Verlies“ im Bug. Diesmal in der Reihenfolge Spinnaker, Gennaker, Code Zero. Letzteren legen wir in großen Buchten – ready to hoist – ohne Sack in die Segellast.

Um halb zwölf haben wir trotzdem schon 28 der insgesamt 43 Seemeilenbis Skelleftehamn im Kielwasser. Wind und Wetter sollen in den nächsten Tagen ungünstiger werden. Deshalb entschließen wir uns nicht nach Skelleftehamn-Kurjoviken, sondern entweder fünfzehn oder gar fünfundzwanzig Meilen nach Bjuröklubb oder sogar bis Kallviken weiterzulaufen. Beides sind sehr kleine Häfen ohne großen Hafenservice, aber wir sind ja weitgehend autark.

Zum Mittagessen gibt es belegte Brote, heute Abend kocht uns Nici Spaghette Bolognese, auf die ich mich schon sehr freue. Von den kaum sommerlichen Temperaturen mal abgesehen haben wir einen traumhaften Segeltag.

Etwa eine Meile südöstlich von Kallviken bergen wir das Großsegel und laufen langsam unter Motor in die schlauchartige Bucht von Kallviken. Der „Gasthafen besteht im Wesentlichen aus einem Schwimmsteg und einem Plumpsklo, diesmal aber mit Landstrom.

Dafür wären 175 Schwedenkronen fällig, die aber nur mit „Swish“, einem rein schwedischen Zahlungssystem zu bezahlen wären. Selbst Frau Google kann uns nicht mit einem Lösungsansatz für unser Zahlungsproblem weiterhelfen. Unter www.gästhamsguiden.se finden wir immerhin die Email-Adresse eines für den Hafen zuständigen Herrn namens Göran, dem ich unser Problem schriftlich schildere. Leider nicht zustellbar! Mehr können wir nicht tun…

Es war ein langer und am Nachmittag auch sehr kalter Segeltag. Ich bin ein wenig stolz, dass wir auch diesen Tag gemeinsam gut gemeistert haben. Saubere Hafenmannöver, tadelloses Segeln, gute Stimmung  und 64 Seemeilen im Kielwasser. Wir haben schon jetzt zwei Tage „Vorsprung“ in unserem Zeitplan. Ein beruhigendes Gefühl, weil wir dann bei ungünstigen Bedingungen auch mal einen oder zwei Tage liegen bleiben können, ohne in Zeitnot zu geraten.

Einziges wirkliches Ärgernis waren aus meiner Sicht heute lediglich die recht spärlichen Informationen zu fast allen ins Auge gefassten Gasthäfen. Weder in gedruckter, noch in digitaler Form gab es von Kallviken einen vernünftigen Hafenplan. Umso schöner allerdings, dass wir wieder einen tollen und recht einsamen Hafen für die Nacht gefunden haben.

Eine halbe Stunde nach uns kommt noch eine deutsche Dehler 38, die sich an den Anker legt und ein alter schwedischer Halbtonner in den Hafen. Der Schwede ist bereit, für uns das Hafengeld – gegen Barzahlung von 16 Euro per Swish zu bezahlen. So brauchten wir doch nicht die Zeche prellen…

Zum Abendessen genießen wir Nici’s leckere Bolognese-Pasta und ein Glas vom guten Weißwein. Morgen können wir wahrscheinlich ausschlafen, weil wir möglichst nicht im Regen segeln wollen, der für den gesamten Vormittag und den frühen Nachmittag angesagt ist. Die 26 Seemeilen nach Ratan schaffen wir auch bei einem späteren Start.

Da unser Müllbeutel gestern nicht auf Mellerstön geleert werden konnte, wird es heute Zeit für eine Leerung. Direkt am Hafen finden wir keine Mülltonnen, aber immerhin ein Stückchen weiter die Straße entlang.

Dort finden wir auch ein Schild, was einiges über die Geschichte von Kallviken erzählt. Seit etwa 1600 war der Naturhafen eine wichtige Drehscheibe für die Passagier- und Frachtschifffahrt nach Stockholm und insbesondere für den Export von Holz und Teer wohl mal sehr bedeutsam. Im frühen neunzehnten Jahrhundert gab es hier sogar eine Lotsenstation.Das letzte Frachtschiff kam hier also vor 60 Jahren her. Seitdem wird der Hafen nur noch von Wassertouristen besucht. Von den ehemals vier Gastronomiebetrieben scheint keiner übrig geblieben zu sein. Macht aber nix, ist trotzdem schön hier...



04.07.2025: Hindersön - Junkön - Lulea

Mittwoch, 02.07.:
Nach dem Gang auf das Plumpsklo gehe ich vor dem Frühstück nochmal am Saunahaus vorbei, um den Fahrplan des Ausflugsdampfer zu studieren. Da sehe ich im Fahrplan eine Haltestelle Junkön. Junkön? Da war ich doch 2018 schon mal. Schnell die alten Fotos angeguckt und tatsächlich, da war ich schon und hatte nur gute Erinnerungen daran.

Naja, fast nur gute. Weil es auf der Seite, wo wir damals mit der Baltic 37 lagen keinen Strom gab, habe ich damals eine mit einer Winschkurbel beschwerte Wurfleine quer über den schmalen Hafen geworfen, um daran unser Landstromkabel auf die andere Hafenseite zu ziehen. Leider verfing sich die Leine im Nachbarrigg und die Kurbel polterte an Deck, zum Glück ohne Schaden.

Schnell ist  die Crew überzeugt, nun nicht sofort nach Luleå, sondern erst nach Junkön zu fahren, was nur 12 Seemeilen entfernt ist. Nach zwei Stunden unter Motor machen wir an der gleichen Stelle längsseits fest wie damals. Und wieder sind alle hellauf begeistert von diesem sehr idyllischen Kleinod im Luleå Schärengarten.

Wieder vertrödeln wir den Tag, lesen, schlafen, schreiben und faulenzen. Zum Abendessen gibt es Hausmannskost: Rouladen mit Klößen und Bohnen. Danach eine Handvoll Campino-Bonbons für jeden. Oberprima! Morgen wollen wir um neun Uhr los, um in Luleå unsere neue Druckwasserpumpe in Empfang zu nehmen und gleich einzubauen. Hoffentlich liegt unser Druckwasserproblem tatsächlich an der Pumpe.


Donnerstag, 03.07.:
Heute morgen kommen wir richtig früh „in die Gänge“. Schon um halb acht sind wir unterwegs ins zwölf Meilen entfernte Luleå, wo unsere Crew planmäßig aussteigen wird. Leider kommt der Wind von vorn, somit müssen wir leider motoren, obwohl wir gern zum Abschluss unserer Reise gern noch einen Schlag gesegelt wären.

Auf dem Weg dorthin lasse ich nochmals kurz den Watermaker laufen und spüle ihn anschließend. Dabei fällt mir auf, dass unter dem Watermaker eine kleine Pfütze steht. Er muss also doch irgendwo eine Undichtigkeit haben. Tatsächlich findet Jörg die Quelle. Es ist eine Schlauchverbindung der Frischwasserleitung, die zum Tank führt. Dummerweise hat die Werft das so installiert, dass das Frischwasser in die Saugleitung des Druckwassersystems führt. Sollte das etwa auch die Ursache für unsere fortwährenden Probleme mit dem Druckwassersystem sein?

Zwei Stunden später machen wir im Ettans Gästhamn sehr stadtnah fest.  Jörg und ich kümmern uns um das Watermaker/Druckwasserproblem und schicken die anderen „ins Exil“, um hier in Ruhe arbeiten zu können. Sie sollen erst einkaufen und sich dann die Stadt anschauen.

Nach einer Weile sind Nici, Willem und Jürgen zurück, liefern die Einkäufe ab und sollen dann – eigentlich – sofort wieder losziehen. Jürgen turnt uns leider noch ein wenig zwischen den Füßen, was etwas nervt, weil er ausgerechnet an die Stauräume muss, wo wir gerade arbeiten.

Zuerst nimmt sich Jörg das Leck am Watermaker vor. Die Steckverbindung des Schlauchs steckte nicht richtig drauf. Außerdem wurde die Verbindung noch durch eine – eigentlich der Zugentlastung dienende -  Rohrschelle an einem anderen Schlauch belastet, was wahrscheinlich zum Problem führte.

Danach ist die Pumpe dran: Saugseite trennen, Schlauch drauf, den in einen Topf mit Wasser gestellt und Druckwasserpumpe eingeschaltet. Das Ding fördert  jetzt einwandfrei. Nun müssen wir noch das ganze System entlüften, dann sollte vorerst alles gut sein. 

Ärgerlich ist, dass ich nun gleich zwei Reservepumpen für das Druckwassersystem habe, eine an Bord für gut zweihundert Euro und eine in der Segelkammer in Kappeln.Die hätten wir uns sparen können, wenn Breehorn unserer Reklamation mit der zu lauten und immer wieder anspringenden Pumpe gewissenhaft nachgegangen wäre und vor allem den Watermaker getestet hätte, dessen unsaubere Installation nun schon zum zweiten Mal Probleme machte. Insgesamt haben Jörg und ich sicher 15 Mannstunden in die Fehlersuche gesteckt.

Erst am Nachmittag sind wir mit allem fertig und haben die Pantry und die Koje an Backbord wieder zurückgebaut. 

Jörg und Jürgen packen Ihre Klamotten zusammen, Wilhelm will das erst nach dem Essen tun. Jürgen möchte sein Ölzeug an Bord lassen, vermutlich, weil er noch von Kiel oder Cuxhaven mit über die Nordsee segeln möchte.

Wir haben zwar über die Idee gesprochen, eine konkrete Zusage gab es jedoch bisher weder von ihm noch von mir. Nici und ich sind momentan unsicher, ob wir das möchten. Auch wenn es nicht zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen uns kam, haben wir uns nicht immer wohl mit Jürgen gefühlt, weil er sich öfter – besonders in den letzten Tagen – nicht gerade als Teamplayer gezeigt hat. Aber wie das halt so ist, negative Eindrücke vergisst man ja immer schneller als positive…

Einen überaus positiven Eindruck haben hingegen Jörg und Willem sowohl bei Nici als auch bei mir hinterlassen. Mit den beiden Jungs würden wir jederzeit auf jedem Revier sehr gern wieder segeln. Jörg hat uns schon fast sicher versprochen, die Rücküberführung nach Woudsend mitzufahren, worüber wir uns sehr freuen.

Es war eine gute Zeit mit den drei Jungs an Bord, die Midsummersail eine tolle Erfahrung. Selten (oder noch nie) hat mich ein Ostseetörn so angestrengt, wie diese Regatta, die nun wirklich alles geboten hat. Besonders stolz bin ich darauf, dass Nici sich nicht nur hervorragend geschlagen hat, sondern auch noch sehr viel Spaß bei der Segelei hatte.

Ich bin zuversichtlich, dass wir auch die nächste Etappe zu zweit ordentlich meistern werden, auch wenn ich noch ordentlich Respekt vor den Hafenmanövern mit dem großen und schweren Boot zu zweit habe. Ich weiß aber ganz sicher, dass Nici alles geben wird und das fühlt sich für mich ganz toll an.

Zum Abendessen lädt Jörg zum Italiener am Hafen ein. Es gibt eine hervorragende Pizza für uns Männer und eine exzellentes Pasta-Gericht für Nici. Dazu ein paar leckere Biere aus der lokalen Brauerei, es geht uns gut. Wir gehen früh auf die Kojen, weil unsere Mannschaft morgen schon um drei Uhr aufstehen muss.


Freitag, 04.07.:

Um kurz nach drei sind alle wach und auf, Nici kocht der abmusternden Mannschaft noch einen Kaffee zum Wachwerden, um viertel vor vier mustern die drei ab und fahren mit dem Taxi zum Flughafen. Um sechs geht der Flieger nach Stockholm, wo die drei dann nach vier Stunden Aufenthalt dann weiter nach Hamburg fliegen.

Jörg und Willem verabschieden sich sehr herzlich von uns und bedanken sich (nochmals) bei uns beiden.Die Verabschiedung von Jürgen ist etwas seltsam, auch ein Dankeschön von ihm vermissen wir beide.

Wir schlafen noch eine Runde, nehmen eine ordentliche Dusche an Land und frühstücken mit frischen Sauerteigbrötchen und leckerem Baguette aus dem Supermarkt nebenan. Nach dem Frühstück mache ich noch ein paar Wartungsarbeiten am Boot, während Nici sämtliche Crewkleidung der Jungs wäscht, trocknet (womit sie schon gestern begonnen hat) und zusammenlegt. Außerdem macht sie noch Großreinschiff in Pantry und WC.

Anschließend machen wir ein Spaziergang in die – nicht wirklich schöne – Stadt, nehmen dort einen leichten Lunch in Form eines recht leckeren Burgers mit Pommes Frites und schauen uns dann noch die Domkirche im neugotischen Stil an, die beim Stadtbrand 1887als eines der wenigen Bauwerke „überlebt“ hat. Fast die ganze Stadt brannte damals ab und musste danach, leider ziemlich trist, wieder aufgebaut werden.

Neben der Kirche ist ein alter von der Motala-Verkstad 1950 gebauter Verladekran im Nordhafen eines der schönsten Bauwerke im Hafen…

Am Nachmittag decken wir uns noch mit einigem Frischproviant ein, weil wir in den nächsten Tagen überwiegend kleine Häfen und Ankerbuchten mit eingeschränkten Versorgungsmöglichkeiten anlaufen werden.

Zum Abendessen gibt es Penne mit Rinderfilet-Gulasch (noch von Helgoland) in Champignon-Rotwein-Sahnesauße. Nicht schlecht gelungen…




01.07.2025: Hindersön - Angekommen im Paradies

Montag, 30.06.:
Wir gönnen uns noch einen Gammeltag in Törehamn, der für einen Gang ins zwei Kilometer entfernte Dorf , einen gründlichen Riggcheck und einem weiteren Reparaturversuch an unserem Druckwassersystem und einen bunten Abend mit den anderen Regattateilnehmern am Lagerfeuer verbracht wird.

Beim Riggcheck gab es keine negativen Befunde, das Druckwassersystem haben wir nicht in den Griff bekommen. Jörg meint, die Pumpe würde nicht richtig funktionieren, was aber nicht erklärt, warum wir immer wieder Luft in der Leitung haben. Als wir sehen, dass die beiden Frischwasser-Fußpumpen keine eigenen Saugleitungen haben und über eine Brücke an den Einhebelmischern in Pantry und WC angeschlossen wurden, beschließen wir die Fußpumpen vorerst außer Dienst zu stellen.
Von einem Schweden mit einem kleinen Trimaran erfahren wir, dass es in Lulea einen ordentlichen Bootsausrüster geben soll, der auch online verkauft. Dort wird eine neue (Membran)-Druckwasserpumpe bestellt. Wir hoffen, dass wir die Pumpe am Donnerstag abholen können.

Zum Bunten Abende am Lagerfeuer nehmen wir den Außenborder-Sprit „R“ Iwie Mount Gay-Rum) im 10-Liter-Kannister mit. Der Rum schmeckt allen hervorragend und der Füllstand des Kannisters nimmt zügig ab. Nici unterhält sich ausgiebig mit Birgit und Thomas, die mit ihrer Sonate Ovni 45 fünf Jahre lang die Welt umsegelt haben.

Im Laufe des Abends kommen noch weitere Boote an, die mit großem Hallo begrüßt werden. Ein wunderbarer Abend…


Dienstag, 01.07.2025

Heute haben wir genug von Törehamn und wollen langsam weiter. Da es in der Bottenvik nicht allzu viele Häfen und benannte Ankerbuchten gibt, entscheiden wir uns für Hindersön, ein winziger Hafen, zu dem es weder im Hamguiden noch unter www.gästhamsguiden.se eine präzise Beschreibung der Ansteuerung oder gar einen Hafenplan gibt.

Bevor wir richtig losfahren, müssen wir noch das obligatorische Tonnenfoto machen lassen. Die neben uns liegende "Steel" hat sich vorgedrängelt und braucht endlos lang, nicht nur für das Fotoshooting, sondern auch für das Ablegen von der Tonne. 

Nach 21 sm flotter Fahrt unter Maschine stehen wir vor der Bucht aufHindersön und wundern uns ein wenig über ein paar Fahrwassertonnen, die es auf unserer digitalen C-Map Karte nicht gibt. Ganz vorsichtig tasten wir uns in den Hafen, der zehn Gastyachten Platz auf ca. 3m Wassertiefe bietet.

Mein Gott, ist das idyllisch hier! Es gibt eine holzbefeuerte Sauna (ohne Dusche), ein Plumpsklo und sonst NICHTS. Kein Wasser, kein Strom, aber dafür Mücken ohne Ende. Etwa 300 Meter vom Hafen soll es ein „Sommarcafé“ geben. Jörg und Willem gehen auf Erkundungstour, weil wir eventuell dort zu Abend essen wollen.

Leider hat das sehr nett aussehende Café nur zwei Stunden in der Woche auf, nämlich Dienstag – was gepasst hätte – von 13 bis 15 Uhr. Ist aber nicht weiter tragisch, weil heute Morgen jemand versehentlich unsere Gefriebox ausgeschaltet hat, in der noch fünf Schnitzel und ein Stück Rinderfilet auf uns wartete. Daraus hat Nici dann ein sehr leckeres Geschnetzeltes mit Zwiebeln, Paprika und Knoblauch gekocht. Beim Reis hat sie sich ein wenig verkalkuliert, der hätte für eine halbe Kompanie gereicht.

Um viertel nach acht sind wir satt und müde, rauchen im Cockpit noch ein Zigarettchen und trinken einen Schluck Weißwein. Zum Schutz vor den Mücken haben wir den Niedergang mit den Steckschotten dicht gemacht und hören im Salon leise Simon and Garfunkel. Dann gehen wir früh auf die Kojen…

Ein paar Fotos von uns auf der Tonne und von Hindersön....



30.06.2025: Unterschiedliche Blickwinkel

Unten findet Ihr die Fotos, die ich gestern nicht mehr online gestellt hatte, weil wir einfach zu müde waren, nachdem Matthias und Thomas von der "Sammy" noch eine Weile bei uns an Bord waren, weil sie sich für die Breehorn interessierten. Wir hatten schon am Nachmittag mit dem sehr sympathischen und eher extrovertierten Skipper gesprochen, der uns seine persönliche Sichtweise auf diese Regatta nahegebracht hat.

Die beiden sind nur zu zweit auf der Faurby 440 gesegelt und haben uns trotzdem geschlagen, weil sie sich körperlich viel stärker belastet haben als das bei uns der Fall war. 

Fest eingeplant waren da jeweils zwei Stunden Wache, 30 min "Rüstzeit" davor und danach und nur eine Stunde wirklich planbares Fenster zum Schlafen alle vier Stunden, was in der Summe und nur theoretisch maximal sechs Stunden Schlaf pro Tag bedeutete. Im Kalmarsund haben die Jungs mal fünf Stunden geankert, um sich etwas zu erholen und dem stärksten Wind der Reise aus dem Weg zu gehen. Im Vergleich dazu war unser Wachrhythmus ein wahrer Erholungsurlaub.

Nach der Rückkehr vom Abendessen im Imbiss vom Campingplatz haben Nici und ich auch kurz mit einigen Crewmitliedern der "Marysol", einer Hanse 470 gesprochen, die zum ersten Mal schon bei der Einfahrt in die Hanöbucht vom AIS verschwand bzw. Richtung Simrishamn fuhr. Diese Crew hat - motiviert durch Seekrankheit und Ängste vor sehr viel Wind gleich zwei Übernachtungsstopps eingelegt. Was zählt ist aber, dass sie als Freunde angekommen sind, was auch bei uns zum Glück der Fall ist.

Am frühen Abend - man verliert durch das immer präsente Tageslicht in dieser Region total das Zeitgefühl - läuft auch ein nur siebeneinhalb Meter Trimaran ein, der den Sonderpreis für das kleinste Boot der Flotte und (wie jeder Gruppensieger) 1.000 € Preisgeld erhält. Der Eigner kommt aus der Nähe von Törehamn und ist schon den Weg zum Start gesegelt. 

Auch die Dehler 30 OD "Tschaika" lief am Nachmittag ein, die einhand gesegelt wurde. Der Eigner gilt als recht ehrgeizig und hat allein ungezählte Segelwechsel bewältigt. Er erzählte, wie fertig er bei der Ankunft war. Was für eine Leistung.

Eine ganz andere Sichtweise hat das Team der Wettfahrtleitung, bei der ich mich heute morgen nochmal persönlich für die investierte Arbeit und Zeit bedankt habe. Auf meine Frage, was das Team motiviert, sich Jahr für Jahr für die Teilnehmer den Arsch aufzureißen, jede Nacht ein paar Mal aufzustehen, um Neuankömmlinge persönlich zu begrüßen, antwortete der Wettfahrt-leiter Robert: "Es sind die glücklichen Gesichter der Segler, wenn sie hier ankommen, die mich motivieren. Das ist für mich der Hauptgrund..."

Und was war mein Hauptgrund für die Teilnahme? Ich wollte einfach nur mal wieder ein paar Tage am Stück segeln, ausprobieren, wie Nici und ich über mehrere Tage auf See miteinander funktionieren und harmonieren und auch das neue Boot unter Langfahrtbedingungen testen. Meine Ziele wurden alle erreicht...

Herzliche Grüße aus Törehamn,


Kiki




29.06.2025: Wir haben das Ziel in Törehamn erreicht 

Hier nun der letzte Bericht von der Midsummersail, die wir als 17. von 83 gestarteten Booten erfolgreich abgeschlossen haben:


Samstag, 28.06.:
Das Abwarten (auf „Jagderfolg“) war leider erfolglos. Die Konkurrenz hinter uns konnte zwar weiter zurückgelassen und teilweise – wegen weiterer Aufgaben von Teilnehmern – dezimiert werden, der Abstand zu den vor uns fahrenden Yachten hat sich leider weiter vergrößert. Unser 18. Platz scheint sich also zu manifestieren. Das ist zwar ein wenig schade, aber leider nicht zu ändern.

Der gestrige Abend war leider ziemlich flau, über ab und zu Mal sechs Knoten Wind haben wir uns in den Abendstunden schon wirklich gefreut. Trotzdem haben wir es gestern immer noch auf ein Etmal von 145,5 Seemeilen gebracht.

Für ein wenig Verwirrung sorgte gestern Abend eine Kappe aus Edelstahl, die Jörg beim Rückweg vom Vorschiff an Deck fand. Irgendwelche Teile aus dem Rigg?? Die sofortige Kontrolle ergab, dass die Bolzen im Baumniederholer axial durch diese Edelstahlkappen und M4 x 16 Senkschrauben gesichert werden. Statt diese Schrauben mit Loctite Schraubensicherung (mittelfest) zu sichern, waren die Schrauben gefettet. Zum Glück sind noch alle Kappen da, aber passende Schrauben habe ich nicht an Bord. 

Der Einbau der herausgefallenen Kappe gestaltet sich etwas schwierig, da es nicht ganz trivial ist beim Segeln die genaue Flucht von Bohrung und Kappe hinzubekommen, weil das Großsegel ja ständig andere Zugkräfte und -Winkel auf den hydraulischen Baumniederholer ausüben. Mit Ruckelei und „Argumentationsverstärker“ in Form eines 500g-Schlosserhammers bekommen Jörg und ich das aber hin. Die axiale Sicherung müssen nun provisorisch ein paar Tapestreifen übernehmen.

Die Nacht wird wieder sehr flau, ständig müssen wir nach Windfeldern suchen, um überhaupt ein wenig voranzukommen. Jürgen und Willem wechseln in der 04 bis 08 Uhr-Wache nochmal auf den Code Zero, um überhaupt ein wenig Fahrt zu machen. Über ein paar Stunden geht in der Nacht allerdings gar nichts, die Genua wurde deshalb – absolut richtig – eingerollt und das Groß dichtgeholt und flachgetrimmt, um das Schlagen des Segels auf ein Minimum zu reduzieren.

Morgens um viertel nach neun, kurz nach dem Frühstücken und Abbacken, setzt eine leichte Brise aus Süden ein, Zeit den Spinnaker zu setzen. Blöd ist, dass sowohl Jörg als auch ich eigentlich erstmal ein längeres Gespräch mit der Firma Jabsco führen müssten, womit ein größerer WC-Gang gemeint ist.

Wir verkneifen uns das und setzen die Prioritäten zugunsten der Regatta. Arschbacken zusammengekniffen und Spi gesetzt. Sofort setzt sich unser 14-Tonnen-Provianttransporter in Bewegung. Es ist zwar keine Rauschefahrt, doch nach stundenlangem Stehen auf der Stelle kommen uns dreieinhalb bis vier Knoten Fahrt schon wie eine Erlösung vor.

Um zwölf Uhr sieht es im Gesamtklassement wie folgt aus:

Gemeldete Boote: 99
Insgesamt gestartete Boote: 83
Noch in der Wertung befindliche Boote: 45
Bisher durchs Ziel gegangenen Boote: 6, davon 5 Monohulls

Noch zu segelnde Distanz NYALA (Pl. 18): 117 sm
Noch zu segelnde Distanz SAMMY (Pl. 17): 80 sm
Noch zu segelnde Distanz OLIVER (Pl. 19): 149 sm

Sehr schade ist, dass wir vor unserem Genuaschaden noch in der Spitzengruppe lagen und dann so zurückgefallen sind. Wenn man jedoch bedenkt, dass wir in der Crewkonstellation noch nie zusammen gesegelt sind und zwei „Dickschiffsregatta-Greenhorns“ an Bord haben, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich freue mich sehr darüber, dass sich die „NYALA“ und unsere zusammengewürfelte Crew so gut geschlagen hat und darüber, dass ich manchem Kritiker zeigen konnte, „wo die Orgel Luft holt“.

Etliche Leute aus dem Bekannten- und Freundeskreis haben mich für verrückt erklärt, als ich mit dem Plan rauskam, mit dem nagelneuen Boot gleich an der Midsummersail, also einer echten Marathon-Regatta, teilnehmen zu wollen. „Das geht schief“ oder „Na, dann plan schon mal ein paar Reparaturstops und Stress in der Crew ein“ und ähnliche Kommentare durfte ich mir anhören.

Ihr hattet Unrecht, liebe Kritiker… Wir waren bisher eine sehr harmonische Crew, in der jeder sein Bestes gegeben hat und hatten ein sehr gutes Boot. Keine „Rennziege“, aber ein schnelles Langfahrtboot, auf das man sich verlassen kann.

Am Nachmittag frischt der Wind kräftig auf. Wir müssen fast platt vor dem Laken fahren, um unseren Sollkurs in die Ansteuerung nach Törehamn halten zu können. Um nicht den Spi und eine Patenthalse zu riskieren, steuern jetzt nur noch Jörg, Willem und ich.

Geplant war, den Spi über 20 Knoten Windspeed true zu bergen. Dann liefen wir jedoch sehr zügig auf die Oceanis 41 „Steel“ auf, die wir – wie manch andere Yacht – schon einmal (vor unserem Genua-malheur) weit hinter uns gelassen hatten.
Jetzt bleibt der Spi oben, auch wenn es teilweise mit 24 Knoten weht. Die Folge davon sind herrliche Surfs, regelmäßig mit über zehn, manchmal auch über 12 Knoten Höchstgeschwindigkeit bei höchstens anderthalb Meter Welle.

Um 19:10 Uhr ist die „Steel“ an Steuerbord querab. Schon von Weitem konnten wir sehen, dass sie keinen Spinnaker oder Gennaker, sondern eine nicht einmal ausgebaumte Genua vor dem gerefften und schlecht getrimmten Großsegel fuhr. Zugegebenermaßen war der Großtrimm wohl schlecht für den Steuermann zu sehen, weil ein riesiges Biminitop den Blick ins Segel versperrt.

Trotzdem bin ich skeptisch, ob wir die „Steel“ auch im Ziel hinter uns haben werden. Ich habe mich für den weiteren, dafür aber sicheren Weg nach Törehamn entschieden, der auch von kleineren Frachtschiffen befahren werden könnte und befürchte, dass die „Steel“ sich für den etwa fünf Meilen kürzeren, aber auch gefährlicheren Weg entscheiden wird.

Egal, es kommt nicht darauf an, ob wir nun 17. oder 18. werden. Hauptsache ohne Grundberührung ankommen… Gegen 23 Uhr stehen wir in der Ansteuerung in den Fjord nach Törehamn und laufen immer noch sehr gut. Vor uns parken etliche Boote regelrecht ein, was uns nochmal näher rankommen lässt. Wie aber jeder weiß ist Ranfahren das eine, Vorbeifahren aber ein ganz anderes Ding. 

Trotzdem ist es spannend. Jürgen und Willem glotzen dauern auf den Racetracker, der nun alle 15 Minuten upgedatet wird. Das nervt mich ein wenig, auch wenn ich die Euphorie verstehen kann. Noch 12 Seemeilen bis zum Ziel…


Sonntag, 29.06.:

Das Racetracking geht weiter. Um 01:00 Uhr steht die „Steel“ noch hinter uns. Wir sind gespannt, wer von uns besser aus den Schären kommt. Die Konkurrenz ist auf dem AIS momentan nicht zu sehen. Entweder ist das Tarnung oder liegt an der zu hohen Insel zwischen uns.

Es regnet leider unaufhörlich, so hatten wir uns unsere Ankunft nicht vorgestellt. Außerdem schläft noch der Wind ein. Mit nur drei Knoten Fahrt schleichen wir um 03:40 Uhr über die Ziellinie, wo uns ein kleines Kommitee mit einem Mini-Fläschchen Gin und den Finisher-Medaillen empfängt.

Wir machen neben der Norlin 41 „Gerda-Ulrika“ fest, die Doublehand gesegelt wurde. Sofort nach dem Festmachen kommen die Bierdosen und der Weinschlauch aus dem Kühlschrank. Aus dem geplanten großen Besäufnis wird nichts, weil wir nach nur zwei Getränken hackenstramm sind. Trotzdem wird auch die Zweimann-Crew der „Steel“ noch zum Absacker eingeladen, die mehr als eine Stunde nach uns ins Ziel kriecht.

Um halb acht (morgens) gehen wir dann endlich in die Kojen und fallen in einen komatösen Schlaf.

Das Abenteuer Midsummersail ist vorbei, ein weiterer Punkt auf meiner Bucket-List abgehakt. Jetzt habe ich - vorerst - nur noch zwei Punkte offen, über die ich zu einem anderen Zeitpunkt berichten möchte.

PS: Fotos kommrn morgen, vorerst sind wir mal kaputt wie Hund..


27.06.2025

Donnerstag, 26.06.:

Als ich um Mitternacht aus Solidarität und um die „Buchführung“ zu machen mit aufstehe, ist im Cockpit eine sehr gelöste Stimmung, obwohl die Bedingungen alles andere als toll sind. Die Genua ist auf Arbeitsfockgröße gerefft, das Großsegel flachgetrimmt, die Segel schlagen rhythmisch hin und her und verbreiten fiese Geräusche. Totenflaute. Immerhin treibt uns ein gnädiger Strom mit einem halben Knoten Fahrt in die richtige Richtung.

Heute scheint die erste Nacht zu sein, in der es nicht mehr dunkel wird. Um ein Uhr ist der Himmel glutrot. Kurz vor dem Aufstehen hatte ich minutenlange Krämpfe in den Beinen. Auch Jörg hat seit ein paar Tagen Probleme damit. Gut, dass unsere Bordärztin Nici auch für solche Fälle gut vorgesorgt hat. Sie füttert mich mit Buscopan und schnell wirkendem Magnesium und bald geht es besser. Nici diagnostiziert Muskelüberlastung als Ursache für die Krämpfe. Vielleicht war es die Segelschlepperei beim Segelmacher gestern…

Die Stimmung im Cockpit ist fröhlich, fast ausgelassen. Willem und Jürgen haben einen Mitbewerber, die Faurby 410 „Sammy“ in Sichtweite, auf die wir langsam auflaufen. Wir fahren mit dichten Schoten fast maximale Höhe, noch weht eine nette Brise und treibt uns mit Generalkurs 10° und fast sieben Knoten Speed über Grund nach Norden.

In der Wertung haben wir uns inzwischen auf Platz 18 vorgearbeitet. An der Spitze beeindruckt uns die Arcona 385 „Lightworks“ immer mehr, die nur elf Seemeilen hinter dem Dragonfly 40 „Flying Dragon“ aus Dänemark liegt. Absolute Spitzenklasse, wie gut diese Mannschaft segelt.

Jürgen bereitet uns heute ein leckeres Frühstück, das wir wie fast immer im Cockpit einnehmen. Dazu scheint die Sonne und alle sind gut drauf. Trotz dem herben Verlust in der Platzierung durch unseren Genuaschaden wirken alle heute besonders motiviert. Wer weiß, vielleicht geht ja noch mehr…

Gegen Mittag schläft der Wind wieder so weit ein, dass die Segel nur hin- und herschlagen. Zur Vermeidung von weiteren Segelschäden rollen wir die Genua so weit ein, dass die Achterliekspartie von den Wanten und Salingen freibleibt.
Am Nachmittag bergen wir das Großsegel, um nochmals den Fallverschleiß zu kontrollieren, nachdem wir das Fall am Kopfbrett in der achteren Kausch eingeschäkelt haben. 

Diesmal ist das Fall zwar weitgehend unversehrt geblieben, dafür hat es den Großsegelkopf ein Stückweit durch das – außerdem verbogene -  Kopfbrett gezogen. Hier scheint die Position der Großfallrolle nicht zum Kopfbrett des Segels zu passen. Mist, hoffentlich bekommen wir nicht auch mit dem Groß noch Probleme. Rein vorsichtshalber ziehe ich an der Dirk ein neues bzw. weiteres 12 mm dickes Dyneemafall in den Mast. Wir wollen versuchen, ob das besser funktioniert und weniger materialmordend ist.

Die Kapriolen des Windes haben uns heute bisher schon ein paar Wechsel zwischen Code Zero und Genua gekostet. Als am späteren Nachmittag der Wind langsam von Nordwest über Nordost auf Südost dreht, können wir zum ersten Mal den nagelneuen Spinnaker setzen. Das Ding ist eigentlich zu schwer für Flaute. Bei fast achterlichen Wind würde der etwas leichtere Gennaker aber keinen Sinn machen.

Etwa vier Seemeilen vor uns fährt die Faurby 400 „Sammy“, sieben Meilen hinter uns die Bestevaer 45 „Anorak“. Die Bastelei mit dem Großsegel hat uns wieder etwas Zeit gekostet, was zwar ärgerlich, aber kaum zu ändern ist.
Zum krönenden Abschluss des Tages gibt es Penne Carbonara nach dem Rezept unseres Lieblings-italieners Francesco Diana.

Nun geht es unter Spinnaker in die – sehr kurze und recht helle – Nacht. Wie immer bei solchen Bedingungen muss ich dabei an die Daimler Chrysler North Atlantic Challenge denken, die ich im Jahr 2003 auf der 46 er Swan „Rarotonga“ gesegelt habe.

Als wir im ersten Drittel des bis dahin recht ordentlich für uns verlaufenden Rennens in der Abend-dämmerung wunderbar unter Spi liefen, ließ der Eigner den Spinnaker bergen, was mich völlig fassungslos machte. Noch ein paar Wochen vorher hat er vor versammelter Mannschaft getönt, dass es eine Schmach für ihn wäre, bei der Siegerehrung nicht auf dem Treppchen zu stehen. Leider war das damals nicht die einzige komplett falsche Entscheidung, die der Mann getroffen hat.

Wenn ich aus heutiger Sicht darüber nachdenke, kann ich seine Sichtweise (die Sicherheit geht vor) deutlich besser verstehen als noch vor 20 Jahren. Trotzdem war das mit das Schlechteste, was ich je beim Segeln erlebt habe.

Nachdem wir nun selbst schon ein paar Probleme mit unseren Segeln hatten und haben, bin ich selbst viel vorsichtiger als früher und schone das Material, aber Regatta ist nun mal Regatta; wie ich in der kommenden Nacht mal wieder spüre.Bis 23:00 Uhr bin ich mit Jörg und Nici an Deck und trimme den Spi, dann ist mein Akku leer für heute und ich lege mich – quasi auf Standby – auf die Luv-Salonkoje.

Freitag, 27.06.:

Um kurz vor zwei weckt mich Willem und berichtet, dass der Wind soweit geschralt hat, dass wir unseren Kurs unter Spinnaker nicht mehr halten können. Ich werde zum Segelwechsel an Deck gebraucht.

Willem und Jürgen waren sich unsicher, ob wir nun lieber auf den Code 0 oder den Gennaker A2 wechseln sollen und haben deshalb – dankenswerterweise – beide Segel schon klar zum Setzen gemacht. Auch das Cockpit ist schon komplett vorbereitet.
Ich hatte im Frühjahr ein wenig Bedenken, ob ein so junger Mensch wie Willem gut in die Crew passen würde. Diese waren absolut unberechtigt, Willem macht einen hervorragenden Job als Wachführer und begeistert mit seiner Ruhe, Freundlichkeit und Umsicht.

Schnell steht der Gennaker und mit etwa einem Dreiviertelknoten Speed mehr als vorher verfolgen wir weiter die verdammte Faurby „Sammy“, die sich sehr tapfer gegen jeden Überholversuch von uns wehrt.Nach Segelwechsel, Logbuchzeile und Zigarette gehe ich wieder auf die Koje, benötige aber eine ganze Weile, bis ich wieder einschlafe.

Gefühlte anderthalb Stunden später ist der nächste Segelwechsel fällig. Der Wind hat noch mehr geschralt, es wird Zeit für die Genua. Schlecht gelaunt und mit dementsprechend ruppigem Ton stehe ich auf und stelle mich ans Rad. Diesmal ist das Manöver nicht ganz so perfekt vorbereitet und außerdem haben Jörg und ich unterschiedliche gewohnte Abläufe für das Bergen des Gennakers.

Kurz giften wir uns an und Jörg tritt – allerdings nur für Sekunden in den Streik – wobei die Niederholleine des Bergestrumpf ausweht. Jörg kann sie zum Glück schnell wieder einfangen. Als das Mannöver abgeschlossen ist, verhole ich mich ziemlich wütend ins Vorschiff, um dort hoffentlich ein wenig länger schlafen zu können.

Angeblich um mich vom Bordgeschehen ein wenig besser abzuschirmen und mir so die Ruhepause zu gönnen, die ich dringend brauchte, hat Nici dann die Tür zum Vorschiff zugemacht. Tatsächlich bin ich dann nach einer Weile Schmollen so tief eingeschlafen, dass ich den nächsten von Willem und Jürgen durchgeführten Segelwechsel von der Genua auf den Code 0 gar nicht mitbekommen habe.

Erst um neun Uhr (das Frühstück ist längst vorbei) werde ich kurz wach und vermisse meine Liebste neben mir, die es sich auf Jürgens Koje bequem gemacht hat. Als ich nach ihr schaue, kommt sie dann mit ins Vorschiff, wo wir engumschlungen sofort wieder einschlafen.

Um viertel vor zwölf bin ich wirklich ausgeschlafen und hungrig wie ein Wolf. Schnell ist ein leckeres Omelett mit Paprika und Käse für die Mannschaft fertig und die gute Laune ist auch wieder zurück. Über unsere Auseinandersetzung können Jörg und ich schon wieder lachen.

Wachführer Willem berichtet von der aktuellen Situation: Die „Sammy“ ist bei dem leichten Wind etwas schneller als wir – was aufgrund der nur etwa halb so hohen Verdrängung nicht weiter verwunderlich ist, die Bestevaer 45 hinter uns fällt immer weiter zurück und wir alle drei haben den Abstand auf die vor uns fahrende Gruppe deutlich verkürzt.

Der Trimaran „Flying Dragon“ und die Arcona 385 „Lightworks“ sind bereits durchs Ziel gegangen, wir liegen mit 169 sm bis zum Ziel immer noch auf Platz 18. In Schlagdistanz liegen noch die „Sammy“ und die „Steel“. Realistisch ist für uns also ein 17. Platz möglich, wenn man unterstellt, dass wir die „Sammy“ wohl nicht mehr schlagen werden. Wenn wir in die Grütze fahren oder viel Pech haben sollten, kann sich unser bisheriges Ergebnis aber auch noch massiv verschlechtern.

Warten wir es mal ab….



25.06.2025

 Gestern  morgen hatte ich noch vom bisher schadensfreien Verlauf der bisherigen Regatta berichtet. Gegem 22:30 Uhr hat es dann in einer Wende unsere Genua erwischt, was uns nun  ca. 13 Stunden Zeit, etwa 75 Seemeilen und vor allem mindestens zwölf Plätze gekostet hat.

Immerhin sind wir ungeplant nach Mariehamn gekommen, der Skipper durfte seit vielen Jahren mal wieder Segelmacher spielen, wir haben ein paar Stunden richtig gut geschlafen und dürfen jetzt hoffentlich das Feld von hinten aufrollen. The fight goes on! 

Hier unsere Erlebnisse der letzten beiden Tage:

Dienstag, 24.06.:


Die ganze Nacht bläst es weiter sehr stark, ín der Spitze mit 38 Knoten in der 04-08 Wache. Diese Böe nutzt Willem aus, um den bisherigen Speedrekord der NYALA (12,6 Knoten auf der Nordsee) deutlich auf 13,4 Knoten zu verbessern.

Für den gesamten Vormittag ist Regen angesagt, aber irgendwie schaffen wir es nur ein paar Tropfen abzubekommen. Leider ist der Wind immer noch sehr böig, in den Böen sind wir mit einem Reff im Groß und der Kutterfock sehr üppig „betucht“, in den Löchern könnten wir gut die Genua vertragen. Die vielen Segelwechsel wären jedoch mit einer Zweier-Wache kaum zu bewerkstelligen. Also belassen wie es vorerst bei der Kutterfock und hoffen darauf, dass wir – wenn wir höher ranmüssen – damit genug Tuch oben haben.

Um 13:00 Uhr haben wir schon wieder 102 Meilen seit Mitternacht zurückgelegt und stehen momentan auf Platz 8. Viele Boote fahren durch die Stockholmer Schären, wir haben uns für „freies Wasser“ entschieden. Was besser ist, werden wir heute Nacht wissen. Wenn der Wind früher und weiter auf Nordwest dreht, haben die „Schärenfahrer“ einen Vorteil, der schwer wieder auszugleichen sein wird.

Am Abend wird das Wetter schlechter, es bewölkt sich immer mehr und es wird erneut böig. Auch die See wird unangenehmer. Tapfer kreuzen wir südwestlich von Mariehamn auf, trotzdem kommt uns die „Rusalka“, eine X412, die wir seit dem ersten Tag meistens in Sicht hatten, langsam aber beständig auf.

Gegen 22:30 Uhr wenden wir auf Backbordbug. Leider rollt sich die Schürze der Genua nicht nach innen in die Reling. Durch vorsichtiges Anluven versucht Jörg das Unterliek innerhalb des Zauns zu bekommen. Das gelingt auch, aber in Höhe der ersten Saling berührt die Achterliekspartie einmal kurz die Saling. Einen Moment später sehen wir das Desaster, die nagelneue Genua hat einen etwa 15cm langen und 10 cm hohen T-förmigen Riss, durch den das restliche Tageslicht scheint.

Scheiße, jetzt ist guter Rat teuer! Das Segel ist vom Regen klitschnass, außerdem haben wir kein Material für eine dauerhafte Reparatur mit. Wir brauchen einen Segelmacher. Eine Recherche im Internet weist aus, das es in der Region Stockholm einige Segelmacher – auch von UK Sails – gibt, aber dahin wollen wir nicht zurücklaufen.

Der nächste erreichbare Hafen ist Mariehamn, die Haupstadt der politisch zu Finnland gehörenden Alandinseln, auf segelbarem Kurs etwa 18 Seemeilen entfernt. Dort soll es aber zumindest laut Internet keine „moderne“ Segelmacherei geben. Auch sonst gibt es anscheinend keine Segelmacher in der Nähe, mir graut vor einem Trip von Schwedens Ostküste per Bus, Bahn oder Taxi nach Stockholm.

Weiterfahren mit dem „angeschreddertem“ Segel könnte vielleicht klappen, ist aber sehr riskant. Eine Reparatur mit Bordmitteln wäre wegen der Wind- und Wetterprognose erst übermorgen möglich. Wir entschließen uns nach Mariehamn abzulaufen, rollen unser „Sorgenkind“ weg und humpeln mit leicht geschricktem Großsegel Richtung Nordosten.

Mittwoch, 25.06.:


Neben harten Böen und Regen kommt jetzt noch Nebel auf, der zum Glück aber nur eine Stunde anhält. Inzwischen habe ich alle möglichen Mails an den Hafenmeister in Mariehamn, die Hafenbehörde und an drei Segelmacher in Stockholm geschrieben und einen Liegeplatz in Mariehamn reserviert.

Um  03:00 Uhr machen wir in der ASS-Marina im Westhafen von Mariehamn, gleich hinter dem Heck des ehemaligen Flying-P-Liner „Pommern“, einer riesigen Viermastbark fest. Jetzt sind erstmal ein paar Stunden Schlaf möglich, weil wir vor acht sicher niemanden erreichen.

Um sieben Uhr stehen Nici und ich unter der Dusche in dem modernen Yachthafen und gehen danach zur „Butik“ des Hafensmeisters, wo schon ein paar Pullover vor der Tür zum Kauf angeboten werden. Die Uhr dort zeigt schon halb neun. Stimmt, wir haben auf den Alands eine andere Zeitzone.

Der Hafenmeister gibt uns die Telefonnummer von Jouni, einem alten Segelmacher für Traditionssegler, meint aber, dass er nicht sicher sei, ob er uns helfen könne. Ich rufe ihn an und auch Jouni ist besorgt, ob er ein Carbonsegel wieder hinbekommt.
Auch seine Dacron-Vorräte seien stark begrenzt, aber er könnte in einer Stunde am Hafen sein, um das Segel abzuholen. Darüber freue ich mich sehr und bin zuversichtlich, dass wir das schon irgendwie hinbekommen. 

Jetzt also schnell das Segel abschlagen und falten und möglichst noch frühstücken.Nici backt schnell ein paar Brötchen auf und schmiert mir diese, während Willem, Jörg und ich die immer noch klatschnasse Genua bergen und falten. Als Nici die Brötchen gerade geschmiert hat, steht ein älterer Herr auf dem Steg und entpuppt sich als der Segelmacher. 

Jouni ist 76 Jahre alt und seine kleine Loft befindet sich auf der ersten Etage eines kleinen Holzhäuschens. Die Treppe ist so schmal, dass die gerollte Genua gerade so durchgeht. Allein bugsiere ich das schwere Segel in die Loft, wo Jouni den Schaden begutachtet.

Ein Carbonsegel hat er noch nie repariert und hat offensichtlich gehörig Respekt davor. Er zeigt mir seine Dacronreste und fängt an seine größte Nähmaschine und etliche IKEA-Tische so zu drapieren, dass wir mit der Reparatur beginnen können. Ich schneide derweil aus den wenigen Dacronresten ein paar Flicken zusammen.

Zunächst wird auf die Schadstelle beidseitig mit einigen Nähten ein 20 x 30 cm großer Flicken aufgenäht. Zum Schutz vor weiterer Beschädigung werden ebenfalls beidseitig einige keilförmige Patches aufgenäht, die zunächst nur untereinander vernäht und erst dann mit einer umlaufenden Naht auf das Segel genäht werden. Das Handling des Segels ist tricky, aber zu zweit machbar.

Jouni und ich sind uns sehr sympathisch, immer wieder lobt er meine sehr pragmatische Handlungsweise bei der Reparatur und meine Sachkenntnis. Als wir nach drei Stunden fertig sind und die Werkstatt aufgeräumt haben, nimmt er mir nur 140 Euro ab und meint, diesen Freundschaftspreis nur deshalb machen zu können, weil ich ihm so sympathisch war und weil er selbst eine Menge bei der Reparatur gelernt habe.

Ich bin sehr glücklich, als wir wieder am Hafen sind und das Segel angeschlagen haben. Den Tauwerkschäkel am Segelhals ersetzte ich durch eine Dyneema-Lasching, weil auch der Softschäkel, wie auch unser Großfall im Kopfbereich deutliche Verschleißspuren zeigte. Das Großfall wird schnell eingekürzt und um 13:15 werfen wir die Leinen los, um das Rennen wieder aufzunehmen. Insgesamt hat uns das Genua-Malheur etwa 13 Stunden gekostet, die nur mit einer „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom-Taktik“ wieder aufgeholt werden können.

Das Race-Tracking zeigt, dass der große Teil des Feldes Richtung Rauma auf der finnischen Seite unterwegs ist. Die Predict Wind-Software räumt uns aber auch eine gute Chance auf der schwedischen Seite ein. Win oder die ist jetzt die Devise, wir entscheiden uns in der Beratung zwischen Skipper und den beiden Wachführern Jörg und Willem einstimmig und unabhängig voneinander für schwedische Seite. Das ist ein riskantes Spiel, was aber kalkulierbar erscheint.

Mit Westsüdwestkurs kreuzen wir auf die schwedische Seite, fahren also zunächst sogar vom Ziel weg. Um 17:15 Uhr werden wir auf Platz 23 der Liste geführt. Die Rusalka, die wir noch gestern Abend in Schlagdistanz hatten, liegt nun auf Platz 11 und hat unglaubliche 75 Seemeilen Vorsprung.  Es wird sehr spannend!




24.06.2025: Fotos von den Startvorbereitungen und vom Start

In der Bildergalerie unten findet Ihr einige Bilder vom Skipperbriefing und vom Start zur Midsummersail, die ich heute von der Webseite des Veranstalters herunterladen durfte. Es gab hier leider keine Copyright Hinweise. Rein vorsichtshalber weise ich darauf hin, dass Ihr die Bilder bitte nicht weiterleiten, veröffentlichen oder kommerziell nutzen dürft.



24.06.2025: Aufregendes Rennen 

Zum Wachwechsel um Mitternacht haben wir nach drei Tagen (davon zwei Flautentage) bereits ein gutes Drittel der Strecke hinter uns. Es weht mit 35 Knoten aus Westen, mit neun Knoten rauschen wir Richtung Alandsee und werden am Dienstagnachmittag wohl Stockholm passieren. 

An Bord herrscht beste Stimmung, es gibt keine Schäden und alles ist fein. Das Starterfeld wurde schon gründlich dezimiert, aber lest selbst, was uns bisher so alles passiert ist...

Herzliche Grüße,


Kiki und die NYALA Crew


Samstag, 21.06.:

Schon früh um sieben herrscht reges Treiben im Hafen. Hier und da wird noch jemand in den Mast gezogen, es werden Segel gewechselt und Schoten eingeschoren. Nici nutzt die vorerst letzte Chance auf einen Morgenspaziergang und versorgt uns wieder mit frischen Brötchen und Croissants.

Bereits um halb zehn laufen die ersten aus und machen sich unter Segeln auf den Weg zum etwa zehn Seemeilen südlich von Boltenhagen gelegenen Startgebiet an den Wismarer „Schwedenköpfen“. Wir brechen unter Maschine um halb elf mit der Masse der anderen Boote auf und laufen unter Maschine zum Start. Nici hat noch eine Maschine Weißes aufgesetzt.

Im Startgebiet angekommen machen wir uns Gedanken um eine halbwegs sinnvolle Starttaktik, was durchaus anspruchsvoll ist. Der Start erfolgt in nördlicher Richtung an einer relativ kurzen Linie, wo man weder von Westen noch von Osten – weil beidseits sehr flach –  ordentlich „Anlauf“ nehmen kann.

In unserer Gruppe starten zwar nur 21 Boote, dummerweise sind aber auch einige Boote aus dem Start vor uns, der bereits 15 Minuten (!!!) zurückliegt noch nicht über die Linie und stehen da dumm im Startgebiet rum. Trotzdem gelingt uns ein halbwegs ordentlicher Start. Mit guter Geschwindigkeit laufen wir in der Spitzengruppe nach Norden aus der Wismarbucht,  nur ganz wenige Boote sind wirklich schnelle als wir.

Querab von Timmendorf auf Poel gebe ich das Ruder an Jörg ab. Von Wind kann man inzwischen kaum noch sprechen, es flaut immer weiter ab. Dennoch freue ich mich diebisch über die unerwartet guten Leichtwindeigenschaften der Breehorn 44. Wir können einigen deutlich leichteren Booten Paroli bieten. So fahren wir zum Beispiel ganz locker unter der als echte Rakete geltenden „Black Maggy“, einem Open 40 durch. Der Eigner kann kaum glauben, was er da sieht.

Immer wieder wechseln wir zwischen Genua 2 und dem sehr guten Code Zero. Auch Gennaker und Spinnaker kommen kurz zum Einsatz, werden jedoch aufgrund des zu schwachen Windes schnell wieder geborgen oder erst gar nicht richtig gesetzt.
Es ist absolut tricky in dem großen Flautenloch, in dem wir rumeiern irgendwo einen kleinen Hauch Wind zu finden.

Zum Abendessen gibt es ein wahres Festmahl, was uns Nici zubereitet. Wir genießen ein am Stück gebratenes Rinderfilet mit einem leckeren Kartoffelgratin und Paprika-/Pilzrahmgemüse. Köstlich, die gesamte Crew ist begeistert. Nach dem Abbacken geht es auch für mich mal kurz auf die Koje, so richtig schlafen kann ich jedoch nicht.

Als ich nach etwa anderthalb Stunden wieder aufstehe wechseln Willem und Jürgen gerade von der Genua auf den Code 0, was uns signifikant schneller werden lässt. Gut so, weil wir inzwischen von Platz 17 auf 21 (von 83) zurückgefallen sind. Wirklich aussagekräftig ist diese Platzierung jedoch nicht, weil es keine Handicap-Wertung gibt. Es ist schwer einzuordnen, wo wir nach Yardstick oder ORC liegen würden, ich denke aber unter den Top 10.

Um 22:30 wird es langsam dunkel, die Positionslaternen werden eingeschaltet. Die erste Nacht auf See bricht an, in der der Wind irgendwann  auf Südost drehen und dann langsam zunehmen sollte.


Sonntag, 22.06.
I

n der Nacht haben wir uns bei ziemlicher Flaute (teilweise weniger als einen Knoten „Wind“) gegenüber den leichteren Booten etwas nach hinten gesegelt, insbesondere die heißen Light Displacementboote wie der OneOff „Black Mary“ und die Dehler 30 OD „Tschaika“ konnten sich absetzen. Wir suchen den Horizont nördlich von Hiddensee und Rügen immer wieder nach Windstreifen ab und versuchen unsere Sichtungen optimal umzusetzen.

Die Fernsicht ist fantastisch, an Backbord kann man klar Mön, an Steuerbord Rügen und voraus Schweden klar erkennen. Ab Mittag weht eine nette Brise aus dem zunächst nordöstlichen Quadranten, die uns leider nicht zur  Südspitze von Öland, sondern ans westliche Ende der Hanöbucht bläst.

Mit knüppeldichten Schoten geht es nach Norden. Südlich von Simrishamn frischt es auf und wird fies böig.  Mit zunächst einem Reff, dann mit zwei Reffs und schließlich nur noch unter der auf die Hälfte zusammengerefften Genua kämpfen wir uns voran und sehen dabei – im Vergleich zur Konkurrenz sogar ganz gut aus.

Die Leekojen im Salon und die Achterkajüte werden konsequent für die Freiwächter genutzt, da bleibt für den wachfreien Skipper – was ja zunächst mal nach viel Schlaf klingt – nur das Vorschiff übrig, was einer endloswn Achterbahnfahrt ähnelt. Ich bekomme kaum ein Auge zu und merke, dass mich die Regatta schon recht anstrengt. Kein Vergleich zu früheren Langstrecken, die ich mit 30 oder 40 Jahren gefahren habe.

Wir haben Glück und kommen mit einem kurzen Holeschlag um das Verkehrstrennungsgebiet bei Simrishamn herum. Inzwischen sind ein paar unserer Gegner und viele kleinere Verfolger in Schutzhäfen abgelaufen. Wir gönnen uns diesen Luxus nicht und fighten weiter. Schließlich segeln wir hier das angeblich längste und härteste Rennen der Ostsee…


Montag, 23.06.:

Inzwischen hat der Wind über Südost und Süd auf Süd gedreht und beschert uns am Morgen eine flotte Fahrt auf die Südspitze von Öland zu. An Backbord querab liegt Utklippan. Jetzt steht die Entscheidung an, ob wir nun durch den Kalmarsund gehen oder lieber Öland östlich passieren. Mit der Predict Wind Software prüfe ich die Optionen, das ECMWF- und das ebenfalls als recht zuverlässig geltende PWE-Wettermodell empfehlen den Weg an der Ostseite von Öland vorbei.

Da der Wind immer mehr auf Südwest dreht, baumen wir die Genua aus, was uns sofort einen Fahrtzuwachs von etwa einem Knoten bringt und vor allem die Option bietet tiefer zu fahren als bisher. So können wir Ölands Södra Udde noch am Vormittag runden, schiften dann und laufen ausgebaumt mit siebeneinhalb bis achteinhalb Knoten nach Norden. Traumhaftes Segeln, zumal die Sonne rausgekommen ist.

Die Crew harmoniert prima, auch wenn wir zwei weniger erfahrene Mitsegler an Bord haben. Nici ist sehr vorsichtig und außerdem leicht seekrank. Jürgen ist sehr motiviert, leider fehlt ihm manchmal noch ein wenig der Überblick, er segelt überhaupt zum ersten Mal eine Regatta und kennt einfach die Abläufe noch nicht so wie die „alten Hasen“ in unserer Crew.

Dennoch bin ich überwiegend sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Mein einziges Ärgernis ist, dass die beiden Wachführer einfach zu faul sind, das Logbuch ordentlich zu führen. In inzwischen drei Tagen gab es bisher eine einzige Eintragung, die nicht von mir gemacht wurde und dementsprechend auch große Lücken von bis zu sechs Stunden.

Um 13:00 Uhr Ortszeit werden wir auf Platz 9 für die Line Honours geführt und haben noch 642 Seemeilen zu segeln. Mit rund 28 Seemeilen Vorsprung voraus liegen die Spitzenreiter bei den Einrümpfern „Madame X2“ und „Lightworks“ (letztere besonders bemerkenswert, weil nur 38 Fuß lang), etliche Konkurrenten liegen zwischen 10 und 20 Seemeilen vor uns.

Über den heimischen Buschfunk hören wir, dass ein 30-Fuß Trimaran gestern vor Rügen gekentert sein soll. Komisch, da waren höchstens 18 Knoten Wind. Ein Segler wurde wohl von einem Hubschrauber abgeborgen und in ein dänisches Krankenhaus in Roskilde geflogen.

Die aktuellste Wettervorhersage verspricht uns ein hohes Etmal und – leider – für die Nacht auch wieder ruppiges Wetter mit halbem Wind, Böen bis zu 38 Knoten und bis zu 3m hohen Wellen auf unserem Kurs auf direktem Weg von der Nordspitze Ölands Richtung Ansteuerung Alandssee.

Um Mitternacht haben wir 177 sm auf der Uhr, 35 Knoten Wind und ballern mit neun Knoten Richtung Nordnordosten. Die Gotland-Fähre „Drotten“ kommt ihrer Ausweichpflicht nicht nach und muss mit der Signalpistole (Einzelstern Blitzknall weiß) darauf aufmerksam gemacht werden. Sehr spät macht das „Blech“ einen Haken und passiert uns an Backbord mit höchstens zwei Kabellängen Abstand.



21.06.2025: Es geht endlich los...

Das gestrige Regattabriefing gab wenig Neuigkeiten. Sebastian Wache von Wetterwelt sprach von einer recht komplexen und undurchsichtigen Wetterlage, die dem Regattafeld alles abverlangen könnte. Während der ersten zwei Tage unter Hochdruckeinfluss folgen dann zwei Kaltfronten von zwei Tiefdruckgebieten, die uns zwar eine günstige Windrichtung aber auch sehr viel Wind (Böen bis zu 53 Knoten bzw. Windstärke 10) bringen könnten.

Die ersten Boote laufen schon um halb zehn aus, wir machen uns erst um 10:30 Uhr auf den Weg von Boltenhagen nach Wismar, den wir unter Maschine zurücklegen. Nici wäscht unterwegs noch eine Ladung weiße Wäsche. 

Ab sofort könnt Ihr auch den Racetracker unter folgendem Link einsehen:

https://www.midsummersail.com/gps/


20.06.2025: Noch ein Tag bis zum Start!

Donnerstag, 19.06.25

Noch vor dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Yachtwerft auf der gegenüberliegenden Seite des Westhafens und klopfen um zwanzig vor neun an der Bürotür. „Halbrundprofile für Scheuerleisten? Haben wir nicht, wenn überhaupt nur ein paar Reststückchen“.

„Notfalls nehmen wir auch die“, antworte ich freundlich. „Na, dann kommen Sie mal mit“ In der Winterlagerhalle an der Wand finden wir nicht nur Reststücke, sondern zwei 2m-Stücke von diesem für uns kostbaren Halbzeug. Schnell haben wir den Schraubstock, die Bügelsäge und einen Schleifbock okkupiert und fertigen uns selbst die vorher ausgemessenen Teillängen für beide Cockpitseiten und zwei kurze Stücke für die Klampen am Spiegel. Passende Schrauben dazu, 200 Euronen bezahlt und zurück an Bord, wo wir nach dem Frühstück mit der Montage beginnen.

Erst reiße ich einen Schraubenkopf ab, Jörg himmelt einen 2 mm Bohrer. Trotzdem sind wir nach zwei weiteren Stunden mit unserer Arbeit zufrieden. Nici und Willem haben derweil noch ein paar Leckereien für die Regatta eingekauft und zumindest Teile der wunderschönen Altstadt von Wismar besichtigt.

Um 14 Uhr machen wir uns bei böigem Nordwestwind unter Maschine nach Boltenhagen auf, wo sich das „Race Village“ für die Midsummersail befindet. Direkt nach dem Anlegen erhält die „Nyala“ eine ordentliche Süßwasserdusche und strahlt danach wie frisch aus der Werft. Heute gibt es noch kein gemeinsames Programm, lediglich den Check-In, bei dem wir unsere Startnummer, ein paar Mützen und einige Infos zum Hafen erhalten, der schon recht mondän wirkt. 

Gepflegte Anlage mit piekfeinen Sanitärräumen begeistern, die hiesige Gastronomie, die wir zum Abendessen aufsuchen, leider weniger. Die von mir bestellte Scholle mit Speck und Bratkartoffeln hat gelbes, trockenes Fleisch. Auf jeden Fall nicht frisch, wird deshalb reklamiert. Stattdessen erhalte ich dann – wie auch der überwiegende Teil unserer Crew – eine Edelfisch-Variation, die zumindest geschmacklich sehr gut ist. Eine halbe Stunde nach dem Essen haben wir mit Ausnahme von Nici alle Durchfall. Na prima, wir wissen allerdings nicht, ob es nun am Spinat, den Bratkartoffeln der Remoulade oder am Eis zum Nachtisch lag.


Freitag, 20.06.25

Noch ein Tag bis zum Start unseres Abenteuers. Die aktuelle Wettervorhersage verheißt leider keine optimalen Bedingungen, im Gegenteil: Am Samstag und Sonntag ist mit sehr schwachen  Winden zu rechnen, ab Montag soll es dann richtig viel Wind – in Böen bis zu 52 Knoten aus West in der südlichen und zentralen Ostsee geben. Prost Mahlzeit!

Nach dem ausgiebigen Frühstück mit frischen Brötchen, die Nici bei ihrem Morgenspaziergang im zwei Kilometer entfernten Ort geholt hat, üben wir für den drohenden Starkwind das Einbinden des dritten Reffs und das Setzen der vollen und gerefften Kutterfock. Das sieht gut aus; trotzdem hoffe ich sehr, dass sich die Prognose noch verändern wird.

Genaueres erfahren wir wohl beim Briefing am Abend.  Den Tag vertrödeln wir bei schönstem Sommerwetter in der Umgebung des Hafens, begutachten unsere potentiellen Mitstreiter und freuen uns auf das Eröffnungsprogramm mit allgemeinem und Wetterbriefing, Bratwurst und Bier, sowie Livemusik und Feuerwerk.

Außerdem machen wir alle eine ausgiebige Mittagsstunde, um möglichst erholt an den Tresen und morgen an den Start gehen zu können.



18.06.2025: Zwischenziel Wismar erreicht...

Montag, 16.06.25

Wir stehen schon um sechs auf, weil um kurz nach sieben Henry, ein Mitarbeiter von Henningsen und Steckmest das neue Dampferlicht montieren soll. Um neun soll auch Tobi von CO-Segel nochmal zum Aufmaß der G3 kommen.
Blöderweise kommt Henry erst, als Tobi schon mitten im Aufmaß steckt. Nun hängt Henry am Dampferlicht und Tobi zieht an irgendwelchen Fallen, was dazu führt, dass Henry das (alte) Kabel vom Dampferlicht aus der Hand rutscht und auf Nimmerwiedersehen im Mast verschwindet.

Das Neueinziehen des Kabels ist eine langwierige und komplexe Arbeit, die sich bis in den frühen Nachmittag hinzieht. Hätte ich das doch bloß besser selbst gemacht, das wäre mir wahrscheinlich nicht passiert. Nun ist aber nichts mehr daran zu ändern. Scheiße, das wird teuer…

Inzwischen sind auch Jörg und Jürgen eingetroffen, Nici macht sich mit Jürgen sofort zum Edeka auf, um den Frischproviant zu kaufen. In ihrer Mittagspause kommt Kathrin noch kurz vorbei, weil sie sehr gern Jörg sehen möchte. Die beiden haben sich jahrelang nicht gesehen und haben viel zu erzählen.

Um 15 Uhr können wir endlich ablegen. Wir planen zunächst nach Wendtorf zu segeln. Da es aber ganz hervorragend läuft, beschließen wir – nach dem über UKW mitgeteilt wird, dass die Übungen im Schießgebiet für heute abgeschlossen sind -  querab Kiel Leuchtturm, heute noch bis Orth zu segeln. Mit vollem Groß und ausgebaumter Fock rauschen wir mit sieben bis neun Knoten auf den Fehmarn-sund zu.

Was für ein hammergeiler Segeltag. Wir haben alle großen Spaß,  bergen kurz vor der Einfahrt in die Orther Bucht die Segel und legen im allerletzten Büchsenlicht in Orth an. Bis alles aufgeklart ist, ist es 23:00 Uhr. Zeit für den Anlegeschluck. Zufrieden fallen wir nach 49 Seemeilen in die Kojen…


Dienstag, 17.06.25:


Nach einem gemütlichen Frühstück kommen Dieter und Jutta, ehemalige Clubkameraden von der Möhne zur Bootsbesichtigung. Mit den beiden haben wir 1988 – damals waren Jutta und Dieter gerade frisch verliebt –  mit der Hallberg Rassy 312 meines Vaters auf den Balearen gesegelt und haben auf dem Rückweg von Menorca an die Cote d‘ Azur einen üblen Sturm erlebt, der auch etwas Schaden am Boot angerichtet hat.

Auch die beiden sehr erfahrenen Segler finden die „NYALA“ richtig gut. Nach anderthalb Stunden Schnackerei, will ich los, weil noch nicht klar ist, ob wir nun unter der Fehmarnsundbrücke durchpassen oder nicht. Trotz intensiver Bemühungen, diversen Anrufversuchen bei angeblich kompetenten Stellen und mehreren Gesprächen mit anderen Wassersportlern finden wir nicht heraus, ob das angebliche Gerüst unter der Hauptdurchfahrt nun aktuell die Durchfahrt behindert oder nicht.

Der einzige Weg dies herauszufinden ist hinfahren. Um elf Uhr legen wir ab und laufen unter Maschine auf die Fehmarnsundbrücke zu. Eine knappe Meile vor der Brücke sehen wir das Übel, wir kommen keinesfalls unter der Brücke durch. Also umdrehen und rund Fehmarn segeln, bevor wir dann den Kurs nach Wismar anlegen können.

Blöderweise schläft der Wind ein. Fünf Knoten Wind aus West sind zu wenig, um heute noch nach Wismar zu kommen. Trotz Code 0 (der ganz gut aussieht) kommen wir nicht von der Stelle. Wir bergen den Code 0 und werfen die Maschine an.
Erst auf der Höhe von Puttgarden gibt es wieder eine Brise, mit der wir fix gen Staberhuk segeln. Ab der Untiefentonne Staberhuk Ost müssen wir aufkreuzen und das bei stark drehenden Winden zwischen acht und zehn Knoten. Auch hier schlägt sich die Breehorn 44 sehr ordentlich.

Kurz vor der Ansteuerungstonne Burg 1 bergen wir erst die Genua und dann das Groß. Beim Einrollen der Genua gibt es einen lauten Knall. Obwohl Jörg nur noch einen Törn auf der Schotwinsch hatte zerplatzt die Kunststoff-Wickeltrommel, etwa ein Achtel bricht aus. Zum Glück war die Genua schon fast ganz eingerollt…

Unter Motor geht es in den Rundhafen von Burgtiefe, wo uns Michel und Birgit Hundrup annehmen. Wir verbringen einen schönen Abend zusammen und gehen gegen 23:00 Uhr auf die Koje.


Donnerstag, 18.06.25:


Beim Aufwachen nehme ich sofort wahr, dass der gestern Abend doch schwache Wind deutlich zugenommen hat. Der Check der Wettervorhersage bei Predict Wind und Wetterwelt lässt aber leider schon Zweifel aufkommen, ob wir wenigstens heute und vor allem zum Start der Midsummersail brauchbare Segelbedingungen bekommen werden.

Nach dem Frühstück und einem Besuch beim Schiffsausrüster, wo wir eigentlich Edelstahl-Halbrundprofile zum Schutz vor schamfilenden Schoten am Cockpitsüll kaufen wollten, tanken wir noch schnell 103 Liter Diesel und machen uns dann um 10 Uhr auf den Weg nach Wismar. Das Groß geht in der Fahrrinne nach Burgtiefe hoch, die Genua an der Tonne Burg 1.

Mit Kurs 166° rauschen wir bei zunächst fünfzehn bis siebzehn Knoten Wind Richtung Wismar. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei neuneinhalb Knoten, über die erste Stunde fahren wir einen Schnitt von 8,3 Knoten. Rumpfgeschwindigkeit!

Dann flaut der Wind leider kontinuierlich auf 1 – 4 Knoten ab. Da hilft auch der aus Verzweiflung gesetzte Code 0 nicht weiter. Das blöde Rütteleisen muss wieder ran. Wir lassen das Groß gesetzt und den Code 0 aufgerollt stehen und hoffen auf ein wenig mehr Wind, der glücklicherweise eine Stunde später wieder einsetzt.

Sofort wird der Code 0 wieder ausgerollt und die Maschine abgestellt.  Nun laufen wir zwar keine acht Knoten mehr wie nach dem Auslaufen, aber immerhin befriedigende sechs Knoten. Blöderweise dreht die Brise immer spitzer und schon nach wenigen Minuten wird der Wind zu stark zu spitz für unseren Code 0. Schnell ist das Ding wieder eingerollt und die Genua ausgerollt. Damit fahren wir über das Offentief in die Fahrrinne nach Wismar.

Hinter uns läuft die Hanse 470 „Marysol“, die ebenfalls an der Midsummersail teilnimmt. Auch dieses Boot hat gutaussehende schwarze Segel und Jörg weiß zu berichten, dass der Eigner auch schon einhand an der Silver Rudder-Regatta rund um Fünen teilgenommen hat. Ich bin sehr überrascht, dass uns die Hanse nicht in kurzer Zeit überholt hat. Im Gegenteil, platt vor dem Wind (beide Boote nur unter Großsegel) sind wir sogar schneller als die „Marysol.“

Erst kurz vor dem Westhafen machen wir einen Aufschießer und bergen das Groß, diesmal sogar sehr ordentlich. Wir bekommen noch einen wunderbaren Längsseitsliegeplatz vor Kopf in der kleinen Marina. Nach dem Anlegen versuchen Jörg, Nici und Willem – der soeben an Bord kam – die benötigten Scheuerschutzschienen bei einem Schiffsausrüster und Eisenwarenladen aufzutreiben. Wieder ohne Erfolg. Immerhin erhalten die drei ein paar Tipps, wo wir es morgen versuchen könnten.

Jürgen trifft sich mit einer Bekannten, der er das Boot zeigt und verbringt mit ihr den Abend. Ich mache noch ein wenig Reinschiff im Cockpit, als auch schon das Telefon klingelt. Jörg und Nici haben ein Fischrestaurant aufgetan, wo wir zu Abend essen wollen.
Um 20:00 Uhr sind wir wieder an Bord.


15.06.2025: Im Urlaubsmodus angekommen

Freitag, 13.06.25

Beim Frühstück fällt mir ein, dass UK Netherlands gestern keinen Klettbandstreifen für das Großsegelschothorn abgegeben hat, obwohl ich Lars ausdrücklich daran erinnert hatte. Mist, mit der provisorischen Dyneemalasching möchte ich eigentlich nicht die nächsten Monate segeln. Deshalb will ich CO-Segel bitten, mir am kommenden Montag zum zweiten Aufmaßtermin für die Genua 3 einen solchen Streifen mitzubringen.

Am Telefon ist Astrid, eine ganz liebe Segelmacherin, die ich schon ganz lange kenne. Ich wundere mich, wie gut sie über die Lage an Bord informiert ist. Sie weiß auch Dinge, die ich Ihrem Kollegen Tobi nicht erzählt habe. Auf meine Frage, woher sie das alles weiß, verweist sie auf meinen Blog. Damit hätte ich nun gar nicht gerechnet, dass auch sie ein Fan der NYALA-Webseite ist. Außerdem ist sie mit meinem Freund Bernd aus Kiel verwandt, der ihr schon berichtet hat, dass ich einen neuen DN-Schlitten bestellt habe.

Der Test der gestern gelieferten C-Map Karte „Norway, Sweden, Finnland and Baltic Sea“  - hier war ich davon ausgegangen, dass tatsächlich die gesamte Ostsee darauf ist, verläuft leider nicht so positiv wie erhofft. Ganz Dänemark fehlt hier leider komplett.Wie sollen wir jetzt bis Montagmorgen an die entsprechende Karte kommen??

Zum Glück produziert NV Charts in Eckernförde als EINZIGER C-Map Händler in Deutschland die Kartenchips selbst. „Kein Problem, Herr Goecke, in zwei Stunden können Sie die die Karte abholen“. Kathrin Minners erklärt sich bereit, mit mir nach Feierabend schnell zu NV zu fahren, um das Ding abzuholen.

Nach dem Frühstück wird die – weil ziemlich laut – nervende Druckwasserpumpe beruhigt, in dem wir die Körperschallbildung reduzieren. Dazu schrauben wir die Pumpe los und polstern sie ringsum mit Resten von Schallschutzmatten, die ich von Malte Steckmest erhalten habe. Das löst unser Problem zwar nicht ganz, sorgt aber für eine erhebliche Verbesserung.

Im Anschluss daran holen wir bei Edeka Otto die von mir bestellten Rauchwaren ab. Acht große Dosen Tabak und etliche Packungen Filterhülsen verschwinden in den Transportboxen in der begehbaren Backskiste.

Gerade zurück aus Eckernförde (die Karte funktioniert) liegt schon der Klettstreifen an Bord. Tobi von CO-Segel hatte noch am Hafen zu tun und hat den Streifen, sowie ein paar Tuchmuster für die Genua 3 schon mitgebracht. Danke, liebes CO-Team!!!

Am späten Nachmittag überlegen wir, was wir zum Abendessen speisen wollen. Nici möchte gern ausprobieren, wie gut sich der bei Aldi vor einigen Wochen bestellte mobile Backofen (ähnlich Omnia, aber mit integriertem Thermometer) zum Brotbacken eignet. Wir ziehen eine 500 g Brotbackmischung 6-Korn-Brot aus dem Stauraum unter der Koje und eine gute Stunde später gibt es ein herrliches Vollkornbrot mit Wurst und Käse zum Abendessen.

Schon um halb neun liegen wir auf der Koje und schauen über Starlink-Streaming den Brennpunkt zu den neuesten Unruhen in Nahost. Israel hat diverse Atomanlagen im Iran angegriffen, die Iraner drohen mit massiver Vergeltung. „Israel wird diesen Angriff bitter bereuen, es wird Zeit, dass Israel endgültig aufhört zu existieren“. So oder ähnlich scheinen die Iraner aktuell zu denken. Der US-Präsident Trump spricht von einem „ausgezeichnetem Angriff“. 

Uns wird – wieder einmal -  bewusst, dass es gut ist, dass wir uns nächstes Jahr auf die Weltumsegelung begeben. Wer weiß, wie lange das überhaupt noch möglich ist. Allmählich fällt es schwer, bei den ganzen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt nicht abzustumpfen. Dagegen wirkt der Absturz eines Flugzeuges in Indien mit 285 Toten schon kaum noch erwähnenswert…


Samstag, 14.06.25

Um fünf Uhr früh werden wir beide gut gelaunt wach. Es war für mich seit vielen Wochen die erste Nacht, in der ich durchgeschlafen habe, bzw. nur einmal in der Nacht zum WC muss. Wir nehmen uns in den Arm und können – vielleicht zum ersten Mal – beide gleichzeitig so richtig unsere Unabhängigkeit und auch die Autarkie genießen, die ich auf allen bisherigen Booten manchmal sehr vermisst habe.

Als die Sonne über der Schlei aufgeht – ein Stegnachbar berichtet blumig von der Gänsehaut, die er bei diesem tollen Naturspektakel bekommt – brummt schon unser Watermaker, der von nun an spätestens alle zwei Tage laufen sollte. Nici nimmt das erste Bad in der Ostsee und duscht danach im Cockpit, während der verweichlichte Skipper lieber in der gut vorgeheizten Dusche ein Ganzkörperreinschiff vornimmt.


Wenige Minuten später knetet sich der Brotbackautomat in unserer begehbaren Backskiste (weil er da auch auf See sicher steht) den ersten Rosinenstuten zusammen, der einen köstlichen Duft in der Kajüte verbreitet und schon um halb neun genossen werden kann.

Wir können kaum fassen, wie gut es uns geht und danken dem lieben Gott für unser „Schicksal“. Der erste Tag, an dem nicht noch viele Dinge zu erledigen sind, sondern purer Genuss vor uns liegt!  Dazu wollen wir uns natürlich auch ein paar frische Brötchen gönnen, die wir neben rund achtzig Aufbackbrötchen und ein paar anderen Dingen per Fahrrad bei Edeka einkaufen.  Jetzt besitzen wir auch einen richtigen Toaster an Bord und können pappiges schwedisches Weißbrot halbwegs genießbar machen…

Zurück im Hafen stauen wir als erstes unser zweites Elektro-Faltrad in den riesigen Stauraum unter der Vorschiffskoje, der mich mit seiner Geräumigkeit erneut verblüfft. In dieser Last sind jetzt das Dinghy, diverse Handtücher, zirka 150 m an Schoten und Festmachern,  20 Liter Weißwein, zwei Elektro-Falträder, zwei Kiteboards, diverse Kiteausrüstung und sonstiger Kram. Erstaunlicherweise ist immer noch Platz darin, was mich dazu verleitet, nun auch noch ein drittes (Brompton-) Faltrad mitzunehmen, das sich zumindest für die kleineren Touren wunderbar eignet und wesentlich angenehmer stauen lässt. Das werden wir aber erst am Sonntag machen.

Gegen 19 Uhr machen Kathrin und Matthias zwei Plätze neben uns mit der 39er-Faurby „Faur us“ von Matthias fest. Von ihm hatte ich von Kathrin schon eine Menge gehört. Zehn Minuten nach dem Anlegen sind die beiden „landfein“. Zu viert machen wir uns auf den Weg zur Hafenpromenade, um einen Tisch in einem Restaurant für uns zu organisieren.

Bei Norbert Stark blitzten wir ab, finden aber dann in der „Meerestochter“ einen schönen Tisch und genießen ein herrliches Abendessen. Anschließend sitzen wir noch bis kurz nach eins bei uns im Cockpit und vernichten eine Flasche Mount Gay, diverse Süßigkeiten und einen guten Streifen aus unserem Weißweinschlauch. Gut angeschickert geht es auf die Kojen. „Bis gleich zum Frühstück, aber erst nach dem Aufwachen…“

Sonntag, 15.06.25

Der erste Tag komplette ohne abzuarbeitende Punkte auf der ToDo-Liste steht an. Wir werden zwar schon um sechs wachen, schmusen ein wenig miteinander und drehen uns dann wieder um. Um halb neun stehen wir dann endlich auf. Nici startet den Tag wieder mit einem erfrischenden Bad in der Schlei, während der Skipper die Wassertanks füllt und den Watermaker spült.

Um 10 Uhr frühstücken wir mit Kathrin und Matthias ausgiebig, bevor die beiden sich um 11:15 Uhr auf den Rückweg nach Wackerballig machen. Nici wäscht nochmal unsere Schmutz- und Bettwäsche und verpasst mir einen windschnittigen Kurzhaarschnitt.

Bevor es um 16 Uhr anfängt zu regnen, ist auch das dritte Bordfahrrad verstaut und wir sind im Urlaubsmodus angekommen. Herrlich!

Jetzt freuen wir uns auf die neue Crew, mit der wir ab morgen zunächst nach Wismar und dann ans nördlichste Ende der Ostsee segeln werden. Zumindest in den ersten Tagen werden wir günstigen Wind bekommen und morgen raumschots Richtung Wendtorf, am Dienstag wahrscheinlich dann nach Fehmarn und Mittwoch nach Wismar segeln.


13.06.2025: NYALA ist endlich reiseklar

Dienstag, 10.06.25


Heute hat sich einiges bewegt. Die wichtigsten Neuigkeiten gab es in einem Telefonat mit Lars von der Breehorn-Werft, der mir mitteilte, dass der Code 0, die Kutterfock, die C-Map Karte für die gesamte Ostsee, ein paar große Sicherungen als Ersatz für Ankerwinsch und Bugstrahlruder und vor allem auch die nun wesentlich höheren Kojensegel am Donnerstagabend vom Inhaber der UK/de Vries Segelmacherei in Makkum persönlich angeliefert werden, der ohnehin einen Termin in Aarhus (DK) hat.

Somit ist klar, dass wir mit vollständiger Segelgarderobe die Midsummersail bestreiten können. Insbesondere der Code 0 war mir sehr wichtig, weil wir – nach den Erfahrungen der letzten Jahre – durchaus mit schwachen Winden zu rechnen haben.

Die Entscheidung darüber, ob die Genua neu gebaut wird oder nicht, steht noch aus. De Vries ist genau wie Breehorn und ich der Meinung, dass neu gebaut werden muss, die Entscheidung wird aber erst in den nächsten Tagen (oder Wochen) in der Türkei beim Membranhersteller gefällt. Es sieht aber ganz gut aus.

Bei Malte Steckmest habe ich inzwischen ein neues LED-Dampferlicht, eine (weitere) 5kg-Propangasflasche und noch ein paar weitere Vorreiber für die Kleiderschränke im Vorschiff und der Achterkajüte bestellt.

Aus dem Bestand an 12 mm Dyna lite Fallen- und Schotenmaterial habe ich ein neues, längeres Großfall und eine längere Außenschot für die Genua gemacht. Das Einscheren gestaltete sich etwas schwierig, weil es gestern immer nur sehr kurze Regenpausen gab. Erst am Abend haben wir das Fall dann in einem nur vermeintlich günstigen Moment eingeschoren und nun auch über die zweite Rolle im Galgen für das Achterstag geführt. Wir hoffen, dass der immense Verschleiß im Kopfbrettbereich nun der Vergangenheit angehört.

Meine liebste Nici, die sich seit einer Woche mit Beschwerden im rechten Knie und einer Entzündung des Brustbeins rumgeplagte, hat wider Erwarten einen Termin beim Osteopathen bekommen und hat weitere Tiefkühl-Fertiggerichte zum Testen aus der Stadt mitgebracht. Inzwischen haben wir fünf wirklich leckere Gerichte ausgewählt, die unseren Menüplan bereichern werden und in kürzester Zeit ohne die Erzeugung von größeren Müllbergen zuzubereiten sind. Dafür wird unsere Tiefkühlbox zwar nicht ausreichen, aber ein paar Tage werden sich die Gerichte auch im normalen Kühlschrank bei entsprechend niedrig eingestellter Temperatur halten.

Unser LG-Waschtrockner bewährt sich prächtig an Bord, benötigt aber sehr viel Wasser. Während des Segelns werden wir ihn wohl eher nur im Notfall einsetzen, was aber auch unserem Stromverbrauch zu Gute kommen wird.

Die einzig schlechte Nachricht des heutigen Tages war, dass der von Kai Mares angekündigte Interessent für meine „Kialoa“ den Termin verschieben musste, der für morgen geplant war.

Gegen 22:00 Uhr gehen wir auf die Koje und freuen uns über unser Glück.

Mittwoch, 11.06.25

Bereits um halb fünf bin ich hellwach. Ich stehe aber noch nicht auf, sondern blicke lange und sehr zufrieden Nici an, die neben mir – das Gesicht mir zugewendet – noch friedlich schlummert.  Nachdem ich mich (vorerst) an Nici sattgesehen habe, gehe ich um viertel vor sechs unter die (Bord-) Dusche und freue mich wie ein kleines Kind über den Komfort auf unserer NYALA. Unter Deck surrt die Heizung und über der Schlei geht hellrot glühend die Sonne auf. Mir scheint, ich habe (zumindest in den letzten Monaten) alles richtig gemacht.

Es ist ein sehr schönes Gefühl für uns, dass der Stress der letzten Wochen so langsam von uns abfällt. Wir haben den Eindruck, dass nun alles – was mit dem Boot zusammenhängt – so langsam ins Reine kommt und blicken sehr zuversichtlich auf die kommenden dreieinhalb Monate unserer Reise.

Am Nachmittag wird uns bewusst, wie teuer Lebensmittel geworden sind, als wir mit unserer Freundin Kathrin Minners bei Edeka einkaufen gehen. Für zwei volle Einkaufswagen mit haltbarem Proviant (Fleisch, Wurst, Käse, Quark, Johghurt und sonstiger Frischproviant fehlt noch komplett müssen wir 540 Euro bezahlen. Ich gehe davon aus, dass für den Frischproviant mindestens weitere 200 Euro fällig werden.

Das Wegstauen des Proviants ist nicht ganz trivial, weil  sowohl der Längs- und Quertrimm des Bootes, wie auch die Reihenfolge des Verbrauchs und Druckempfindlichkeit der Staugüter berücksichtigt werden müssen. Nachdem (vorerst) alles vermeintlich sinnvoll verstaut ist, laden wir unsere Fahrerin und Helferin Kathrin zum Abendessen in die Fährschenke ein. 

Zurück an Bord schnacken wir noch ein wenig über die Option, Kathrin auf der Etappe Luleå – Stockholm zwei Wochen mitzunehmen. Das hätte für Nici und mich den Vorteil, dass wir nicht so hart von einer Fünfercrew auf Doublehand umsteigen müssten.Die Mädels scheinen sich blendend zu verstehen, wir lachen sehr viel an diesem Abend.

Als Kathrin von Bord geht, wird es langsam dunkel. Ich schaue mir die „NYALA“  nochmal von vorn an und stelle fest, dass die – auf meinem eigenen Mist gewachsene – Proviantstauerei schlecht für den Längstrimm war. Das Heck liegt schon wieder sehr tief im Wasser, obwohl niemand im Cockpit sitzt. Verdammt, das kann nicht so bleiben! Nici ist schon total müde und schlägt vor, das erneute Umstauen auf den morgigen Tag zu verschieben. 

Doch auch morgen sind wieder einige Dinge zu erledigen. Also schicke ich meine Liebste auf die Koje, bewaffne mich wieder mit den Einkaufstaschen und räume den doch recht schwer beladenen Stauraum unter dem Kopfende der Koje in der Achterkabine wieder komplett aus und staue alles unter der Backbord-Salonkoje ein, die leichteren Sachen nach achtern, die schwereren nach vorn.

Außerdem beschließe ich, die noch fehlenden Segel (Code 0 und Kutterfock) nicht – wie ursprünglich geplant – in der begehbaren Backskiste, sondern lieber in der Segellast und unter dem Kopfende der Vorschiffskojen einzustauen und dort möglichst auch das zweite Fahrrad unterzubringen.

Um hier Platz zu schaffen müssen meine fünf Kites, die zum Glück in Summe nur 20 kg auf die Waage bringen, nach achtern.
Zur weiteren Gewichtsersparnis sollen die insgesamt etwa 40 kg schweren Topper aus 8 cm dickem Latex in der Segelkammer bleiben, wo dann insgesamt zwischen 250 und 300 Kilogramm an Ausrüstung von der NYALA für die nächsten Monate zwischengeparkt werden sollen.

Als ich um viertel vor eins in der Nacht mit der Umstauerei fertig bin und die Schwimmwasserlinie erneut gecheckt habe, schnarcht Nici im Vorschiff so laut, dass ich mich für den nun wohlverdienten Schlaf lieber gleich auf die Steuerbord-Salonkoje verhole, wo ich sofort ins „Koma“ falle.


Donnerstag, 12.06.25

Trotz kurzer Nacht sind wir wieder früh unterwegs. Nici ist schon um halb fünf zu ihrem zwölf Kilometer langen Morgenspaziergang aufgebrochen. Um mich nicht zu wecken hat sie das in Docksides (Bootsschuhen) getan , was ein Fehler war. Schon auf dem Rückweg hat sie schon nach etwa Dreiviertel der Strecke Blasen unter der Ferse gespürt. Ich habe es ja schon immer gesagt (und gewusst): Segelschuhe sind keine Wanderschuhe!

Ich mache mich nach der morgendlichen Dusche um viertel nach sieben an die Arbeit und beginne mit der Montage der Halterung für die neue Mann- über- Bord Markierungsboje. Der Halter ist eigentlich für die Befestigung an Heckkörben mit einem Rohrdurchmesser von 25 mm optimiert. Unser hat 30 mm und passt deshalb nicht. Mit der Bügelsäge schneide ich die hakenförmige Schelle ab und schraube die Halterung dann am Brett für den Außenborder an. So ist das Ding nicht im Weg und trotzdem gut zugänglich.

Nach dem Frühstück kommen Topper, leere Reisetaschen, die (noch immer ungetestete) Passatgenua in die Segelkammer und die Kites nach achtern, um Platz für weitere Segel unter der Vorschiffskoje zu schaffen.

Am frühen Nachmittag kommt Jörg aus Glückstadt angefahren, der seit mehr als 30 Jahren selbständiger Klempnermeister ist. Nach einem kurzen Schnack macht er sich an die Arbeit und dichtet mit Teflonband erstmal das undichte T-Stück am Druckausgleichsbehälter des Watermakers ab. Bei der Inbetriebnahme vermissen wir ein deutsches Handbuch und eine zusammenhängende Skizze der gesamten Hydraulik des Watermakers. Die im englischen Manual gezeigte Skizze ist seitenverkehrt, was uns aber erst nach einer Weile auffällt. Auch einen Probeentnahmehahn für das produzierte Wasser vermissen wir.

Jörg hat heute seinen 27. Hochzeitstag und müsste eigentlich am frühen Abend wieder in Glückstadt sein, um mit seiner Frau zum Essen zu gehen. Doch Jörg setzt die Prioritäten zugunsten der NYALA und unseres Sommertörns und arbeitet so lange, bis der Watermaker läuft. Ein Telefonat mit Marc von der Werft, der aber offensichtlich wenig Erfahrung mit Entsalzungsanlagen hat, bringt uns auf die richtige Fährte. Um kurz vor fünf läuft der Watermaker und füllt den Tank mit durchschnittlich 70 Litern in der Stunde, was – aufgrund des geringen Salzgehaltes der Schlei – deutlich über der Nominalleistung liegt. Jetzt aber schnell ins Auto Jörg und ab nach Hause. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschieden wir meinen alten Freund, den ich schon Mitte der 80er-Jahre über den kürzlich recht tragisch verstorbenen Jonn Minners (den Exmann unserer Freundin Kathrin) kennengelernt hatte.

Zwischendurch kam Tobias von Co-Segel vorbei, der das gesamte Rigg aufgemessen hat, damit uns Co-Segel auch während unserer Weltumsegelung mit neuen Segeln helfen kann, ohne irgendwo in der Südsee zum Aufmass kommen zu müssen. Der Anlass war das Aufmass für die Genua 3, mit der ich unsere Segelgarderobe möglichst noch in diesem Sommer vervollständigen möchte. Leider weht es zu kräfig und vor allem von achtern, so müssen wir das Aufmaß der Genua auf Montag verschieben.

Am frühen Abend steht der letzte Termin des Tages mit UK Sails Netherlands/de Vries an. Marcel, der Chef ist mit zwei Freunden auf dem Weg nach Aarhus, wo die beiden ein älteres 35-Fuß Boot gekauft haben, das die Frau von Marcels Freund zum Muttertag geschenkt bekommen hat, ein sehr üppiges Geschenk…

Marcel hat den Code 0 und die Kutterfock für die NYALA im Auto und bringt uns auch diverse Lastsicherungen als Reserve, den Furler für Code 0 und die Passatfock nebst Wickelleine und vor allem auch die CMap-Karte für die gesamte Ostsee mit, auf die wir schon dringend gewartet haben.  Mit der ebenfalls heute angekommenen Tabak- und Zigarettenhülsenlieferung sind wir bis auf den Frischproviant reiseklar. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Auch unser Salon ist mit einem Bild der Nyala unter Segeln noch ein wenig wohnlicher geworden.

Zum Abendessen gibt es Bami Goreng, ein weiteres TK-Fertiggericht und zum Nachtisch frische Erdbeeren. Wir sind glücklich und zufrieden!

Zum Schluss noch ein paar Bilder der letzten Tage...




09.06.2025: Liegezeit Kappeln

Inzwischen wissen wir ja, dass unsere NYALA ordentlich segelt, es gibt allerdings noch unendlich viele technische Details, die von uns und ganz speziell von mir als Skipper entdeckt und verstanden werden müssen. Viele Ausrüstungsgegenstände wie zum Beispiel einen Watermaker, einen Ölofen oder ein Satelliten-Kommunikationssystem wie Starlink hatte ich noch nie an Bord, bei anderen ist die Bedienung ganz anders als bei den mir bekannten Vorgängermodellen.

Die von der Breehorn-Werft an mich übergebenen Installations- und Bedienungsseiten verteilen wir alphabetisch sortiert auf zwei prall gefüllte DIN A4-Ordner und darin sind noch nicht einmal alle Handbücher. Viele Manuals liegen gar nicht in gedruckter Form vor und müssen – teils erst nach mühsamer Recherche im Internet – von den Hersteller- oder Händlerseiten  - in digitaler Form heruntergeladen und auf unserem Borddrucker ausgedruckt werden. Danach beginnt das teils nervige Studium der diversen Handbüchern.

Außerdem fallen noch ein paar Mängel auf, die vor Beginn unseres Sommertörns in Ordnung gebracht werden müssen. Beim Test des Watermakers leckt dieser bei der Produktion von Frischwasser auf der Ausflussseite recht erheblich, hier hat angeblich schon der Hersteller (Schenker) die mangelnde Abdichtung mit Teflonband zu verantworten. Auch der Dickinson Ölofen arbeitet nicht richtig und muss justiert werden.

Den Ölofen benötigen wir nicht zwingend, den Watermaker aber unbedingt auf der Midsummersail. Zum Glück habe ich mit Jörg Bloching nicht nur einen sehr kompetenten Mitsegler, sondern auch ausgebildeten und sehr erfahrenen Gas- und Wasserinstallateur an Bord. Mal sehen, ob er den Watermaker dicht bekommt.

Auch unser Dampferlicht funktioniert nicht mehr. Bis zur Trennstelle unter dem Mast liegen 26 V an, also liegt das Problem entweder in einem Kabelbruch auf dem Weg vom Deck bis zur Laterne oder aber in der winzigen (aber angeblich zugelassenen) Dampferlaterne selbst.

Am Pfingstmontag steht der – normalerweise bei mir wöchentliche – Riggcheck an, der auf der „NYALA“ nun zum ersten Mal stattfindet. Bewaffnet mit ein paar Rollen weißem Tape, ein paar Schraubendrehern und Schraubenschlüsseln lasse ich mich im Bootsmannsstuhl von Nici bis in den Masttopp vorheißen.

Zunnächst erkenne ich die Ursache für den hohen Verschleiß im Kopfbereich des Großfalls. Die Jungs von Tuned Rigs haben das Großfall nicht über die (zusätzliche) Rolle im Mastgalgen geführt, die etwa 5cm hinter der Achterkante des Masts sitzt. So schamfilt das Fall nun ständig im Bereich des Kopfbretts an der Oberkante der angeschraubten Harken-Schiene für die Vorlieksrutscher. Das ist wahrscheinlich leicht zu beheben, indem ich das Fall umschere.

Das defekte Dampferlicht muss ich mit entsprechendem Werkzeug in einem weiteren Mastcheck ausbauen oder an der Einbauposition prüfen. Nach den Arbeiten im Topp und den Salingsnocken wurde es mir allerdings auf Dauer zu unbequem im bzw. auf dem Bootsmannsstuhl.

Ansonsten fühlen wir uns jedoch pudelwohl auf der NYALA und genießen jeden gemeinsamen Tag an Bord sehr. Am Pfingstmontag wären wunderbare Segelbedingungen gewesen, ich muss jedoch zugeben, dass ich mich im Handling des Bootes mit einer noch nicht eingespielten Zweiercrew zu unsicher fühle und Schrammen beim An- und Ablegen sowie Stress bei Segelmanövern vermeiden möchte und insbesondere Nici nicht gleich zu Beginn unseres Segelsommers zu viel Stress zumuten möchte.

Statt zu Segeln genießen wir sehr bewusst den zwar  relativ bescheidenen, aber doch völlig ungewohnten Luxus auf der NYALA, die langsam unser Zuhause wird. Besonders freue ich mich über die tägliche Dusche an Bord mit ausreichend viel richtig heißem Wasser für uns beide, die superkomfortablen Matratzen im Vorschiff und die üppigen Wassertank- und Kühlkapazitäten.


06.06.2025: Reisebericht Sommertörn 2025, Teil 3 (Brunsbüttel-Kappeln)

Dienstag  03.06.25

Heute darf die „NYALA“ das erste Mal auf der Ostsee segeln. Um 07:45 Uhr legen wir in Schilksee ab und setzen sofort nach dem Passieren der Hafenausfahrt die Segel. Zunächst mit halben Wind, ab Bülk raumschots und ab dem Stollergrund platt vor dem Wind laufen wir bei sechs bis neun Knoten Wind bis zur Sperrgebiets Tonne 5 des Sperrgebietes vor Damp eigentlich ganz flott gen Norden. Querab Olpenitz flaut der Wind leider soweit ab, dass wir motoren müssen.

Glücklicherweise steht in der Schlei heute nur wenig Strom, was dazu führt, dass das – bei starkem Strom oft heikle – Anlegemanöver auf Anhieb gut gelingt. Die uns zugedachte Box Nr. 15 ist leider zu schmal für die NYALA, deshalb müssen wir uns reinquetschen, was aber letztlich geht.

Nach dem Festmachen beginnen wir das Heck der NYALA ein wenig zu leichtern, um das Boot besser auf die Konstruktionswasserlinie zu bekommen. Dazu wandern einige Ersatzteile von Bord und der Heckanker nach vorn in den Ankerkasten. Das überflüssige Geraffel wandert in die Segelkammer in der Werfthalle, wo allerdings auch noch einige Dinge lagern, die wieder an Bord müssen.

Am Abend lädt uns Jürgen in der Fährschänke zum Fischessen in der Fährschänke ein. Danach fallen wir bald müde auf die Kojen.


Mittwoch, 04.06.25

Nach einem (vorerst) letzten Frühstück mit Jürgen kommt ein Motorschrauber der Firma Vogt aus Kappeln und führt die 50h-Inspektion, die im Wesentlichen aus dem Motoröl- und Filterwechsel  und einer kurzen Funktionsprüfung besteht, durch. Da unser Honda BF 2,3 Außenborder nach vier Jahren Standzeit mit neuem Sprit nicht anspringen will, gebe ich den gleich an Vogt zur Reparatur. Wahrscheinlich ist der Vergaser reinigungsbedürftig.

Jürgen hat Glück und wird vom netten Motorschrauber samt seinem Gepäck zum Omnibusbahnhof Kappeln mitgenommen, der schräg gegenüber von Fa. Vogt ist. 

Nachdem Jürgen von Bord ist, fahren Nici und ich mit den Fahrrädern in die Stadt auf, um ein paar neue Jeans für mich zu kaufen. Tatsächlich finden wir bei Jeans Fritsch ein paar prima passende Hosen für kleines Geld. Das eingesparte Geld wird jedoch gleich wieder beim Schiffsausrüster „reinvestiert“, wo diverse Bändsel, unter anderem  für die Pütz und für die Spannlaschings der Reling, ein paar Klebepadeyes zum Aufhängen der Fallen am Mast im Winschenbereich und ein Wasserkessel gekauft werden.

Zurück an Bord machen wir uns an die Inventur und das Umstauen unserer Lebensmittel. Dabei bricht ein bisschen das Chaos aus, weil gleichzeitig auch die Pantry umgeräumt wird. Die (von uns beiden) gemachte Unordnung stört uns so sehr, dass wir uns ein wenig streiten. Nici fühlt sich – zumindest teilweise zu Recht – ungerecht behandelt. Nachdem wieder Ordnung an Bord ist, ist alles wieder gut.

Das  Dinner nehmen wir wieder in der Fährschenke ein.


Donnerstag, 05.06.25

Heute sollen wir in unsere „richtige“ Box Nummer 25 verholen. Da der schleiabwärts setzende Strom heute deutlich stärker ist, wird das spannend. Deshalb warten wir damit bis nach dem Frühstück mit meinem Freund Stefan aus Kiel, der die NYALA besichtigen kommt.

Just zu dem Moment, wo die Jungs von Henningsen und Steckmest das Boot aus „unserer“ Box ziehen, um den fliegenden Wechsel vorzunehmen, geht eine heftige Böe über die Schlei, die unser Ablegemanöver massiv erschwert.
Der hart von Backbord quer einfallende Wind drückt unseren Bug kräftig nach Steuerbord, mit unserem Anker touchieren wir leicht das Relingsnetz der neben uns liegenden „Avalon“, und verbiegt – so glauben wir jedenfalls – leicht eine Relingsstütze. 

Außerdem schwimmt unsere selbstaufblasende Mann-über-Bord Rettungsboje in der Schlei und kann leider auch später nicht geborgen werden. Okay, darum kümmern wir uns nach dem Verholen.

Nachdem wir uns aus der alten Box rausgehüsert haben, beginnt nun der aufregende Anlauf in die richtige Box, diesmal gelingt uns trotz widriger Bedingungen ein recht gutes Anlegemanöver.  Nach dem Festmachen klettern wir auf die „Avalon“, bei der nicht nur die von uns möglicherweise in „Mitleidenschaft“ geratene Relingsstütze ziemlich verbogen ist. Wahrscheinlich vom Zug der Spinnaker-Achterholer stehen fast alle Stützen auf dem Boot deutlich nach innen.

Wir richten die Stütze so, dass sie genauso aussieht wie die auf der anderen Seite und lassen auch den Hafenmeister einen Blick darauf werfen. Der Fuß steht nach wie vor bombenfest an Deck, weitere Spuren haben wir auch nicht hinterlassen, was auch die beiden Jungs von Henningsen und Steckmest bestätigen. Ärgerlich ist, dass die MOB-Boje weg ist. Schnell radele ich zu „Skips“ und bestelle eine neue, Schaden 275,- €!

Am frühen Nachmittag kommen Franklin und Tonja von der „Franea“ zur Besichtigung, danach Hauke Steckmest. Alle sind angetan von der „NYALA“. Ich äußere Hauke gegenüber, dass mir der klassische Ausbaustil der Scalar-Yachten besser gefällt, als das sehr geradlinige, eher moderne Innendesign der NYALA. Darauf sagt er, dass wahrscheinlich auch bei Henningsen & Steckmest ein Umdenken erfolgen muss. Der bisherige Stil sei einfach zu zeitaufwändig und damit zu teuer.

Als Gastgeschenk hat er eine sehr nett geschriebene Karte und eine „Gin-Flagge“ mitgebracht, die anzeigt, dass man sich über Besuch freut. Außerdem sind die erst einen Tag vorher bestellten Vorreiber für die Schubladen angekommen, die ich im Hafenbüro abhole und nach ein paar Überlegungen auch gleich montiere. Alle mit Auszugsrichtung quer zur Kiellinie eingebauten Schubladen und auch der große Mülleimer sind – nach meiner Auffassung – nun sturmsicher, jedenfalls wenn man die Vorreiber auch benutzt…

Als letzten Akt des Tages probieren wir die leider völlig unbrauchbaren Leesegel der Salonkojen aus, die nicht nur zur kurz, sondern auch viel zu niedrig sind. Selbst Nici’s süßer Po findet keinen Halt in diesen Kojensegeln. Also sende ich noch zwei Mails nebst Fotos und Rechnung für die Vorreiber an Breehorn mit den momentan anstehenden Dingen und Fragen. Danach ist es nach Mitternacht, höchste Zeit für die Koje, in der meine Liebste schon friedlich schlummert.

Auch wenn wir gestern ein wenig „Ruß in der Küche“ hatten, bin ich glücklich und dankbar, eine so attraktive und tolle Partnerin an meiner Seite zu haben.

Heute Abend haben wir teilweise Tränen über flotte Sprüche von ihr, wie z. B. „So, lieber Kiki, jetzt hast Du Dir Dein trockenes Brötchen für heute Abend wirklich verdient“ – nachdem ich alle Vorreiber montiert hatte – gelacht. Zum trockenen Brötchen habe ich (vermutlich wegen guter Führung) tatsächlich auch noch drei Bockwürstchen erhalten.


Unten findet Ihr die ersten Fotos von der NYALA unter Segeln und ein paar Bilder und von den neuen Schubladensicherungen .

Herzliche Grüße aus Kappeln,



Kiki





02.06.2025: Reisebericht Sommertörn 2025, Teil 2 (Helgoland-Brunsbüttel)

Samstag, 31.05.25
Nach dem Festmachen neben der Bremer Segelyacht „Esprit“ an der Nordpier im Hafen wollten wir noch einen kurzen Anlegeschluck trinken. Daraus wurden leider ein paar mehr. Als wir endlich auf die Kojen gehen, war es schon fast wieder hell.
Eine Stunde später wecken uns die Bremer und wollen auslaufen. Jan, Christian und Jürgen verholen uns in die südlichste Ecke der Ostpier, wo wir dann innen allein liegen. 

Mit Ausnahme von Nici sind alle irgendwie „drüber“ (und noch betrunken), so wird nichts aus dem Schlaf. Schon relativ früh sind wir wieder auf den Beinen und machen einen Spaziergang in das Dorf.

Bei Jörg Rickmers gibt es zwar bergeweise Segelbekleidung, was jedoch fehlt ist eine ordentliche Beschlagsaswahl, der Schiffsausrüster Engel hat gerade Mittagspause. Im Dorf bekommen wir weder einen Wasserkessel noch ein paar gescheite Aschenbecher. Einen Tisch für das Abendessen in der „Bunte Kuh“ können wir auch nicht reservieren, komplett ausgebucht. Mehr Erfolg verspricht der „Knieper“, wo es allerdings nur Snacks gibt. Wir entscheiden uns letztlich es auf „Gut Glück“ in der „Bunte Kuh“ zu versuchen und sagen den vorschnell im Knieper reservierten Tisch wieder ab.

Jürgen und Nici erkunden gemeinsam das Oberland, Christian treibt sich allein irgendwo auf der Insel herum und Jan und ich erledigen ein paar seemännische Arbeiten.  Beim Wiederanschäkeln des Aufholers vom Hydrogenerator – hier waren Splint und Bolzen vom Wirbel rausgeflogen – brechen wir unseren schönen, selbstgeschnitzten Flaggenstock ab. Zum Glück lässt sich die Bruchstelle mit Epoxy schnell wieder kleben.

Um 18 Uhr treffen wir uns in der „Bunte Kuh“ zum Dinner, zu dem Nici und ich von der Crew eingeladen werden. Wir essen leckeren Fisch und trinken Bier, Wein und Gin Tonic dazu, natürlich NICHT durcheinander. Um halb neun treten wir den Heimweg an, weil es uns zu kalt auf der Terasse wird. Nach einem netten Klönschnack geht es heute schon um 10 Uhr auf die Koje.


Sonntag, 01.06.25
Um kurz nach sieben sitzen wir bereits bei leckeren Aufbackbrötchen zum Frühstück am großen Salontisch. Zwischen acht und neun soll der Helgoländer Fischer kommen, den Jan gestern mit seiner „Käpt’n Iglo“ als Fotoboot für den Palstektest gechartert hat. Leider versetzt uns der Typ, zum Glück hat Jan nicht im Voraus bezahlt.

Um trotzdem ein paar schöne Fotos vom Boot in den Kasten zu bekommen, geht Jan auf die Ostmole. Das ist zwar streng verboten; alle paar Meter stehen entsprechende Hinweisschilder auf der Mole, aber der Zweck heiligt die Mittel, wenn für den Testbericht im „Palstek“ Ausgabe September 2025 ein paar schöne Fotos gemacht werden müssen.

Mit Christian, Jürgen und Nici lege ich allein ab und als wir Jan auf der Mole erkennen können, setzen wir noch im Innenhafen die Segel, um dann mit einer leichten Brise am Wind zwischen den Molenköpfen gen See stechen. Als Jan uns den nach oben gestreckten Daumen zeigt, kommen die Segel wieder runter. Unter Maschine geht es nun zur Bunkerstation in den Osthafen, wo wir unsere Dieseltanks mit 53 Litern besten Marinediesel zum Preis von nur 1,08 €/l bis zum Stehkragen vollmachen. An anderen Bootstankstellen zahlt man das Doppelte für den Diesel…

Leider stimmen die Windvorhersagen heute überhaupt nicht. Statt vier bis fünf Windstärken aus West haben wir nur zwei und die recht bald nach dem zweiten Ablegen aus Westnordwest. Während der Diesel die erste Zeit nur zum Laden der Batterien läuft (was billiger als der Landstrom auf Helgoland ist), müssen wir ab Beginn des Elbfahrwassers „richtig“ unter Maschine fahren, weil der Wind auf vier bis sechs Knoten abgeflauft hat. Wir haben zwar eigentlich genug Zeit, möchten aber gern nach dem Absetzen von Jan und Christian in Cuxhaven weiter nach Brunsbüttel. In diesem Stück der Elbe, wo der Tidenstrom bis zu vier Knoten beträgt, wäre ablaufendes Wasser völlig blöd.

Um 14:50 Uhr machen wir kurz in Cuxhaven fest, um Christian und Jan abzusetzen und unsere Wassertanks wieder aufzufüllen, die seit Harlingen nicht nachgefüllt werden konnten. Bei der Verabschiedung der beiden Jungs haut mich das Feedback der beiden Jungs völlig um.

Jan (der sowohl meine älteren Boote und ein zwei meiner Exfreundinnen kannte):
„Kiki, Glückwunsch zu dem tollen Boot und Glückwunsch zu Nici, die Frau ist Klasse“

Christian: „Kiki, Du hast im letzten Jahr alles TOTAL richtig gemacht. Vielen Dank für die tollen Tage.“

Nachdem die Tankdeckel wieder zugeschraubt sind, legen wir erneut ab und dampfen nach Brunsbüttel, wo wir sofort in die schon gut gefüllte kleine Nordschleuse einlaufen durften. Insgesamt habe ich zirka Yachten in der Schleuse gezählt, die an beiden Seiten auf der vollen Schleusenlänge im Päckchen lagen.

Zwanzig Minuten später ergattern wir einen prima Liegeplatz im Kanalhafen östlich der Schleuse und sogar der Hafenmeister hat – ausnahmsweise mal gute Laune und motzt nicht, wie oft – nur rum. Nici hat schon das Kochen vorbereitet. Heute gibt es Filetsteaks mit Paprikagemüse und Kartoffelgratin.

Außerdem bekommen wir noch Besuch von Jörg und Willem Bloching aus Glückstadt, die die Midsummersail mit uns segeln wollen. Jörg ist schwer angetang von der Breehorn 44. Außerdem nehme ich mit großer Freude wahr, dass es auch zwischenmenschlich zwischen Jürgen, Nici und den Blochings passen wird, zwischen Jörg und mir sowieso, wir kennen und schätzen uns uns schon mehr als 40 Jahre.

Gegen neun Uhr kommt auch noch Jop Schöning auf einen Sprung vorbei, den ich 1993 in Kopenhagen kennengelernt habe. Auch zu ihm ist der Kontakt seitdem nie ganz abgerissen.

Um halb elf liegen wir zufrieden in der Horizontalen…




30.05.2025: Reisebericht Sommertörn 2025, Teil 1 (Woudsend-Helgoland)

Hier der erste Teil des Reiseberichts über unseren Sommertörn 2025...


Mittwoch, 28.05.25
Für heute steht die Jungfernfahrt der „Nyala“ an.  Nachdem die letzten Restarbeiten erledigt sind, geht es um 12:00 Uhr los. Mit an Bord ist Werftchef Lars, der uns bis Harlingen begleitet. Die ersten zwei Stunden verlaufen wenig spektakulär mit Kanal- bzw. Flussfahrt bis Stavoren, wo wir gegen 14:30 Uhr ins Ijsselmeer einschleusen.

Direkt nach der Ausfahrt aus dem Hafen geht das Groß hoch und die Genua wird ausgerollt. Auf der Olsen hätte ich jetzt mindestens ein Reff eingebunden, doch Lars winkt ab. Bei 15-16 Knoten Wind wird auf der Kreuz noch Vollzeug gefahren.
Mit 25° Lage laufen wir auf Steuerbordbug ganz hoch am Wind Richtung Makkum. 

Mit uns läuft eine X441, ein bekannt schnelles Schiff. Nachdem wir uns ein wenig eingesteuert haben laufen wir etwas weniger Höhe, aber dafür einen leicht höheren Speed. Das Boot geht wunderbar durch die kurze, ijsselmeertypisch kurze Welle. Das Großsegel macht einen sehr guten Eindruck, die Genua ist verschnitten und erinnert mich an das letzte Jahr, wo ich mit einer neuen Genua auch unglüklich war.

Das Achterliek liegt zu früh an der oberen Saling an, wirft im unteren Drittel eine Beule nach außen um dann im Saumbereich deutlich zu krallen, wenn man das Liekbändsel angemessen dicht durchsetzt, was erforderlich ist, um ein sehr deutliches Killen der Achterliekspartie zu verhindern.

Irgendwann scheppert es mächtig unter Deck. Die – zugegebenermaßen - recht schwere  Geschirr-schublade in der Pantry hat sich nicht nur geöffnet, sondern ist gleich aus den Teleskopauszügen raus, einmal quer durch den Niedergangsbereich nach Steuerbord geflogen und hat dort nicht nur zwei Müslischalen in Scherben, sondern vor allem auch etliche tiefe Macken hinterlassen.

Ich bin wütend, zeige dies aber – zur Verwunderung von Nici und Jürgen – nicht und bleibe relativ cool. Ich vermute, dass einer meiner Mitsegler die Schubladen nicht verriegelt hat und würde den vermeintlich „Schuldigen“ am liebsten ans Kreuz nageln. Da Lars aber selbst die Schubladen verriegelt hat, muss es sich um eine konstruktive Schwäche der Schubladenbeschläge handeln. Sehr ärgerlich.

Lars ist das „Debakel“ sehr unangenehm. Sofort schickt er per WhatsApp eine Liste mit Dingen wie Lack, Pinsel, Abdeckband und Schleifpapier an Marc, der ihn in Harlingen abholen soll, um den Schaden am besten schon in Harlingen provisorisch beheben zu können.

Um 20 Uhr machen wir im Noorderhaven von Harlingen längsseits an der Pier fest. Marc steht mit den Materialien parat und lässt sich sofort von Lars in den Mast winschen, um die etwas zu lockeren Zwischenwanten nachzutrimmen.

Nach Abschluss aller dringenden Arbeiten trinken wir uns einen im Cockpit. Der erste Liter Mount Gay und etwa anderthalb Liter Weißwein müssen dran glauben. Anschließend fallen wir in einen tiefen Schlaf.

Donnerstag, 29.05.25
Heute wollen wir nach Helgoland starten. Da wir auf die Tide achten müssen, können wir erst um 14:00 Uhr aufbrechen, was für unsere verkaterten Köpfe auch gut so ist. Es regnet den ganzen Morgen, was unserer guten Laune jedoch keinen Abbruch tut. I

ch widme mich den „Geschirrschubladen-Macken“ und tupfe mit schnelltrocknendem Vorlack die ersten drei Schichten in die Kerben in der Toilettentür, der Wand zur begehbaren Backskiste und in die tiefe Schramme am Boden.

Um 13:50 Uhr werfen wir die Leinen los, als die Brücke gerade aufmacht. Nachdem eine Riesen-Mahalla  von Yacten in den Hafen gefahren ist, geht die Brücke zu, wir müssen eine halbe Stunde warten, was nicht weiter schlimm ist.

Vorsichtshalber binden wir schon ein Reff ins Groß, weil es schon in der Abdeckung der Häuser am Hafen ordentlich weht. Als wir aus dem Hafen rausfahren, bläst es mit bis zu 34 Knoten. Da bleibt das Groß unten. Hoch am Wind fahren wir gen Norden und können teilweise nicht genug Höhe fahren.

Der Wind weht weiter ziemlich heftig Jan und ich überlegen, ob wir es wirklich wagen sollen, bei so viel Wind gegen das letzte ablaufende Wasser durchs Seegat zu gehen. Völlig einvernehmlich entscheiden wir uns nach West Terschelling abzulaufen. 

Nach schneller Fahrt durch das seit einigen Jahren wieder befahrbare Schuitengat legen wir um 16:55 Uhr mit „Schlepperhilfe“ des Hafenmeisters, der uns mit seinem Schlauchboot an das luvwärtige Päckchen drückt, als drittes Schiff im Päckchen im östlichen Hafenteil an. 

Wir sind froh, dass wir uns für Terschelling entschieden haben, trinken einen Anlegewein und machen uns danach auf den Weg ins Städtchen, wo wir ein kleines, aber nettes Restaurant zum Abendessen besuchen. 220 Euronen müssen wir auf den Tisch des Herrn blättern, eine Menge Geld für ein durchschnittliches Essen.

An Bord zurück geht es früh auf die Koje, morgen wollen wir um sechs Uhr los.

Freitag, 30.05.25
Pünktlich um 06:00 Uhr legen wir ab. Der Wind weht immer noch mit fünf bis sechs Beaufort aus West, genau auf den Kopf. Die ersten neuneinhalb Seemeilen aus dem Seegatt müssen wir deshalb Motoren. Dann setzen wir das einmal gereffte Groß und die Genua und gehen zunächst auf Nordkurs, um von den Untiefen westlich von Terschelling klarzukommen.

Wir reffen aus und fahren – verbotener Weise – schräg in das Verkehrstrennungsgebiet, was uns vertretbar erscheint, weil kaum Verkehr ist. Als wir fast aus dem VTG heraussind, ruft uns die niederländische Küstenwache und weist uns freundlich aber bestimmt auf unser Fehlerhalten hin. Wir wissen, dass wir in Deutschland dafür richtig zur Kasse gebeten worden wären und freuen uns, dass uns die Niederländer nur mündlich verwarnen.

Nach dem Passieren des VTG fallen wir auf Kurs 070° ab, reffen aus und baumen die Genua nach Steuerbord aus. So laufen wir den ganzen Tag mit Rauschefahrt bis zu 12 Knoten über Grund bei 15 bis 25 Knoten Wind vor dem Wind gen Osten, passieren alle friesischen Inseln und die Windparks nördlich von Borkum.

Am frühen Nachmittag gibt es einen Rührei-Snack mit Aufbackbrötchen, am Abend Hühnerfrikassée.

Um 21:00 Uhr sind wir mit dem frugalen Mahl fertig und wechseln die Wache. Bis 00:00 Uhr sind Jan und Christian dran; Jürgen, Christian und ich dürfen an der Matratze horchen. Einlaufen werden wir dann voraussichtlich kurz nach Mitternacht gemeinsam. Christian hat übrigens eine ganz neue Atemtechnik entwickelt, die er mit Joga-Übungen vergleicht. Er atmet – noch ganz normal – durch die Nase ein, aber durch den Hintern aus. Der einzige, der das zumindest ansatzweise und auch nur ein einziges Mal hinbekommt, ist Jürgen.

Leider verlässt uns kurz vor Mitternacht der immer noch genau achterliche Wind. Mit sechs Knoten scheinbarer Windgeschwindigkeit ist kein Staat zu machen. Außerdem hätten wir auch nichts dagegen langsam mal anzukommen. 

Also rollen wir zunächst die ausgebaumte Genua weg, werfen dann den Yanmar-Diesel an und bergen zum Schluss auch noch das Groß.

Inzwischen läuft die Tide wieder mit und trotz geringer Drehzahl laufen wir wieder sieben Knoten über Grund. Gegen zwei Uhr sollten wir wohl auf Helgoland einlaufen, wo wir uns gründlich ausschlafen können.

Ein erstes Fazit können wir ziehen: Das Boot ist prima und übererfüllt unsere Erwartungen. Es ist viel schneller als erwartet, hat ein fantastisches Seeverhalten und macht trotz 14 Tonnen Gewicht echt Spaß. Außerdem haben wir eine sehr lustige und prima harmonierende Crew. Was will man mehr?




28.05.2025: Bootstaufe

Viele Zweifler (zu denen ich in den letzten Tagen zugegebenermaßen auch selbst gehörte) haben nicht geglaubt, dass unsere NYALA tatsächlich bis zu meinem Geburtstag fertig würde. Sie hatten Unrecht! Pünktlich um 15:00 Uhr waren (fast) alle Restarbeiten abgeschlossen und Werftcrew, meine Exfrau Ina und meine Tochter Maya, Guido Engels und die Überführungscrew bestehend aus Christian Paschen, Jürgen Breuer und Jan Kuffel klar zur Taufe. Lediglich die Taufpatin Mila de Vries fehlte noch. 

Unmittelbar nach ihrer Ankunft konnten wir die Zeremonie durchführen. Nach einer Dankesrede von mir an die Werftmannschaft konnte Mila, die zauberhafte Tochter von Werftchef Marc, unser neues Boot auf den Namen "Nyala" taufen. Das hat sie sehr liebevoll und ganz prima gemacht. Danach hat sich die Gesellschaft in die Werfthalle verholt, wo wir den Neubau bei Fassbier und Grillfleisch ausgiebig gefeiert haben.

Auch Lars van den Berg hat eine sehr schöne und emotionale Rede gehalten, die mich zu Tränen gerührt hat. Ja, auch ich habe in ihm einen neuen Freund gefunden und bin stolz darauf!

Die Party hat allen wohl richtig gut gefallen und die meisten, ganz besonders die 20-jährige Bootsbauerin Julia, haben mich beim Wort genommen. Keiner ist nüchtern nach Hause gegangen. Noch am Abend haben Lars und Marc die letzten Restaurbeiten erledigt.

Es war ein ganz toller Tag für alle Beteiligten.  Am Mittwoch sind wir dann um 12:00 Uhr zur Jungfernfahrt ausgelaufen. Darüber berichte ich später. Hier ein paar Bilder von der Taufe...




25.05.2025: ToDo-Liste ist wieder länger geworden

Nachdem ich mich gestern von morgens um sechs bis nachts um 03:45 Uhr um diverse "seemännische Arbeiten" gekümmert habe - so bezeichnet mein Freund und ehemaliger Skipper Harm Müller-Röhlck  alle Arbeiten an und unter Deck, die der Sicherheit, Zuverlässigkeit und dem flotten Vorwärtskommen dienen - ist die Yacht fast seeklar.

Gestern habe ich nicht nur meinen schönen Flaggenstock noch zweimal geschliffen und lackiert. In der Achterpiek habe ich eine Halterung für die diversen Leinen und Schoten hingehängt, "Aufhalte-Gummis" für jeden Backskistendeckel gebastelt, 18 klappbare Kleiderhaken im Boot verteilt und last but not least mal gründlich staubgesaugt. Zum Staubsaugen haben wir jetzt statt dem Dyson Akku-Handstaubsauber einen beutellosen 230V-Testsieger von BOSCH an Bord, der richtig gut ist.

Positiv beeindruckt hat mich beim Blick unter die Bodenbretter wie sauber alles verlegt ist. Es fehlen allerdings immer noch viele Dinge, insbesondere aber die Segel. Auch der Autopilot - mit dem ich mich heute mal etwas intensiver beschäftigt habe - streikt (hoffentlich) noch.

Richtig ärgerlich ist, dass die Abdichtung des Backskistendeckels an Steuerbord völlig zu wünschen übrig lässt. Ich bin sicher, dass es bei überkommendem Seewasser schon bei moderater Lage nach Steuerbord zu ernsten Problemen kommen wird. Heute ist mir allerdings eine Idee gekommen, wie man dieses Problem zumindest provisorisch - damit ist bis zum Winterlager gemeint - in den Griff bekommen könnte. Mir ist ein Rätsel, was sich der Bootsbauer, der diesen Mist zu verantworten hat, dabei gedacht hat.

Heute wollte ich eigentlich mit dem Einstauen des ganzen Geraffels anfangen, was in der Halle steht. Eigentlich sollte Marc heute hier sein. Leider hat er sich das wohl anders überlegt, was zum ziemlich nutzlosen Vertändeln des wertvollen Tag gefürht hat. Ich habe dann mal die Auftragsbestätiung mit dem Ist-Zustand verglichen und bin auf ein paar Dinge gestoßen, die nicht wie bestellt ausgeführt wurden.Das wird dann wohl morgen früh diskutiert werden. Statt das Boot auszurüsten habe ich mir dann selbst noch einen richtigen Bock geschossen. Beim Saubermachen der Schapps habe ich den Tresor (mit beiden Schlüsseln drin und noch ohne Strom) versehentlich verriegelt. Mal sehen, wie ich das Ding wieder aufbekommen soll...

Inzwischen halte ich es für gut möglich, dass wir erst mit einem Tag Verspätung, also am Donnerstag hier wegkommen werden, was mich ziemlich ärgert...

Herzliche Grüße



Kiki




22.05.2025: Die ToDo-Liste wird merklich kürzer

Heute gab es überwiegend erfreuliche Neuheiten. Wie auch schon in den letzten Tagen rückte die Werftcrew und - über den Tag verteilt - auch ein paar Zulieferanten an, die (unter anderem) die folgenden Arbeiten erledigt haben:

- Halterung für Gläser angefertigt und lackiert

- Zwischenböden für Oberschränke im Salon mit Schlingerleisten angefertigt

- Aufteilungen für Pantryschubladen angefertigt (werden bei Bedarf selbst montiert

- Padeyes für Spinnakerschoten montiert

- Füllstücke für "Koje" unter dem Dodger angefertigt und zum ersten Mal lackiert

- Halterung für Thermoskannen erdacht und angefertigt, müssen nur noch lackiert werden

- Weitere Checks Elektroinstallation

- Handläufe am Niedergang und Schlingerleisten an Ablage neben dem Niedergang angefertigt und montiert

- Halterungen für Feuerlöscher teilweise angefertigt und montiert

- 230V-Steckdose in begehbarer Backskiste für Gefrierbox montiert und angeschlossen

- Starlink installiert und getestet

- Verdunklungs-Plissés an den Fenstern im Salon, WC, Achterkabine


Ich selbst habe mich um die folgenden Arbeiten gekümmert:

- Abdichtung Durchführung Vorstag vorbereitet (in den Ankerkasten passen nur gertenschlanke Menschen)

- Anfertigung Travellerschoten und Leinenverstellung für Genuaschoten (Rückholgummis kommen morgen)

- Gemeinsam mit Lars Namenszüge auf dem Großbaum montiert

- Heimathafen und Vereinskürzel vom Spiegel entfernt (werden neu in größerer Schrift gemacht)

- Anfertigung Halterung für Hydraulik-Pumpenschwengel aus Teak

- Anfertigung neuer Flaggenstock aus Kambala (siehe Fotos, ist noch nicht ganz fertig)

- Montage Padeyes und Blöcke für Spischot mit Aufstellgummis

- Update ToDo-Liste

- diverse Besprechungen mit Marc, Lars und deren Mitarbeitern

Es war insgesamt ein sehr schöner, harmonischer und erfolgreicher Tag miz einigen positiven Nachrichten. Morgen werden die Teppiche verlegt und mit Glück auch die Polster für Salon und Kartentisch, sowie diverses Kleinmatterial geliefert. Dennoch gab es auch ein paar weniger schöne Dinge:

Beim Platzieren der Schotblöcke für Spinnaker und Gennaker fiel mir auf, dass man mit normalen 10"-Winschkurbeln an den 46er Secondary-Winschen im Cockpit (z. B. für Spi/Genakerschot, Großschot, Genua-Außenschot) nicht "rundkurbeln" kann, weil die Kurbeln dabei am Heckkorb anschlagen. Der Grund dafür liegt daran, dass ich keinen wirklich langen Heckkorb haben wollte. Dass das aber einen solchen Kompromiss erfordern würde habe ich nicht erwartet und schon gar nicht damit gerechnet, dass die Werft das gar nicht soooo schlimm findet.

Direkt darauf angesprochen musste Lars aber zugeben, dass er das auch bemängelt hat. Nun war guter Rat teuer. Aber für alles gibt e eine Lösung. Ich habe vorgeschlagen, dass sich die Werft zu einem erheblichen Teil an einem neuen E-Winscher (elektrische Winschkurbel) beteiligt, was angenommen wurde. Ebenso ist bisher weder meine Bestellung bei Frisch (für die Harken-Rutscher am Vorliek des Großsegels) noch die bei Lindemann bestellten 125m dicker Festmacher eingetroffen.


Für mich besonders schön war die Anfertigung eines neuen Flaggenstocks in dänischem Design. Der Standardstock aus Esche mit Mahagoniknopf gefiel mir nicht wirkich gut. Ich habe Marc dann gefragt, ob ich mir aus einem Stück Kambala selbst einen bauen darf, was er sofort bejaht hat.

Als ich den Rohbau fertig hatte, wollten gleich beide Werftchefs auch so enen schönen Flaggenstock haben, was ich aber aus Zeitgründen ablehnen musste. Jetzt muss das Ding noch am unteren Schaftende exakt rundgehobelt werden.

Beim Schreiben des Blogs ist es jetzt 01:30 Uhr in der Nacht, zufrieden falle ich in die Koje.. Unten findet ihr die aktualisierte ToDo-Liste und ein paar Fotos von herute:








21.05.2025: So much Work to do!

Nachdem ich gestern von guten Fortschritten berichtet hatte, lag ich in der letzten Nacht lange wach und habe überlegt, was schon erledigt ist und was noch zu tun ist. Beim Hellwerden bin ich dann aufgestanden und habe systematisch die Punkte aufgelistet die in den Bereichen Deck, Ausbau, Elektrik und Elektronik noch erledigt werden müssen. Um halb sieben habe diese - fast 80 Punkte umfassende -  Liste (siehe PDF-Datei unten) per Email an beide Werftchefs geschickt und um eine kurze Besprechung nach der Frühstükspause gebeten.

Etwa eine halbe Stunde später kam Marc mit meiner Liste an Bord - ohne Bestätigung des Gesprächstermin. Alle Mitarbeiter wussten jedoch schon von der Liste, offensichtlich hat Lars gleich einigen Mitarbeitern Aufträge dazu erteilt. Einige Punkte hat er mir auch zur Erledigung zugedacht. Der schwierigste davon ist die Abdichtung der Vorstagsdurchführung durch das Deck für die ich nur eine recht unbefriedigende Lösung gefunden habe und nicht einmal sicher bin, dass diese dann auch funktionieren wird.

Immer wieder wurde ich heute von den Chefs oder MItarbeitern gefragt, wie ich denn dieses oder jenes Problemchen gelöst haben möchte. So bin ich zum Beispiel viermal schon auf dem Weg ins Werftlager gewesen, um die Töpfe, Pfannen und Gläser zu holen, um die Aufteilung der Schubladen zu überlegen, das Geschirr hatten wir gestern schon provisorisch eingeräumt. Immer wieder wurde ich durch Zwischenfragen unterbrochen.

Am Nachmittag haben wir dann einen guten Platz für die recht große, SOLAS-zertifizierte, Rettungsinsel gesucht. Alle Ideen von Lars und mir waren entweder aufgrund des Platzbedarfs oder aber wegen Einschränkung der Sicht nach vorn durch den Dodger wenig praktikabel. Schließlich haben wir uns entschlossen, die Rettungsinsel unten in der Segellast zu lagern und mit dem Spinnaker, Gennaker und der Kutterfock zu begraben - wohlwissend, dass die Insel eigentlich im direkten Zugriff sein sollte. Mein Argument, dass Menschen mit Angst besonders schnell und stark sind hat auch Lars überzeugt. So ist die Insel wenigstens nicht der starken UV-Strahlung ausgesetzt und bleibt im Normalfall relativ trocken. 

Ich habe dann ein kleines Heißgeschirr gespleißt, an dem man das Ding aus der Segellast hieven kann. Zwischendurch waren die Persenningmacher da, die mit "Rohbau-Bügeln" für das Bimini-Gestänge bewaffenet waren. Auch das Biminigestänge ist nicht ganz trivial, weil auf dem Cockpitsüll auf beiden Seiten drei Winschen stehen, bei denen man mit der 10"-Kurbel ja möglichst "rundkurbeln" können soll. Das führt dann dazu, dass die Bügel so platziert werden müssen, dass der Einstieg vom Deck kommend ins Cockpit relativ eng wird.

Auch die Höhe reduzieren wir von zunächst angedachten 2,00 m auf 1,86m. Die meiste Zeit steht man(n) ja nicht im Cockpit und Frau passt immer aufrecht stehend darunter. Die hohe Version hätte miserabel ausgesehen.

Um 16:00 Uhr macht die Belegschaft Feierabend und hinterlässt einen echten Saustall unter Deck, was ich nicht lustig finde. Auf der anderen Seite ist mir das immer noch lieber, als wenn die Bootsbauer und Tischler schon eine halbe Stunde später aufhören zu arbeiten, weil sie aufräumen sollen. Lars und arc arbeiten bis 19:00 Uhr weiter. Gemeinsam besprechen wir noch ein paar Detaillösungen. Immerhin haben die Chefs ihren Kram halbwegs ordentlich weggeräumt.

Nachdem alle von Bord sind fällt mir auf, dass ich seit sechs Uhr am Morgen nichts mehr gegessen habe und in der Frühe war es auch nur eine Zimtschnecke von vorgestern. Also setze ich mich auf mein Bordfahrrad und radle ins Dorf zur nächsten Snackbar, wo ich mir ein "Schnitzel speciaal" mit geschmorten Paprika, Champignons und Zwiebeln, Pommes und einen kleinen Salat gönne. Als Appetizer gibt es vorweg ein Frikandel Speciaal, pappig und fleischarm wie immer und überhaupt nur dank einer Menge Zwiebeln, Mayo und Currysauce überhaupt genießbar.

Zurück an Bord wird es Zeit für ein größeres Geschäft - noch ohne Tür vor dem WC. Beim Hinsetzen auf die Schüssel stoße ich mir ordentlich an einem der Edelstahlriegel des zu öffnenden Fenster den Kopf und ziehe mir eine gottlob nur leicht blutende Platzwunde auf der Schädeldecke zu.

Nach dem Nachbearbeiten der heute gemachten Fotos und Blog-Schreiberei ist es 23:00 Uhr, Zeit für die heute wohlverdiente Koje. Vorher nehme ich die erste Dusche an Bord, was nach drei Tagen Katzenwäsche dringend erforderlich ist. Ich kann mich schon selbst nicht mehr riechen... Leider gibt es in der Werft momentan nur eine Kaltwasserdusche, weil der Boiler streikt.

Mit knapp 19 Stunden war das heute ein endlos langer Tag...








20.05.2025: Es geht gut voran...

Am Montag gleicht die NYALA einem Ameisenhaufen. In der Achterpiek passt ein Werftmitarbeiter geduldig und sehr akribisch die Bodenbretter an, unter Deck macht eine Bootsbauerin die Stauräume sauber, zwei weitere bauen Möbelteile ein und an Deck verbohrt ein weiterer Bootsbauer die Relingstützen mit den Füßen und fertigt später dann die Relingsdurchzüge an.

Auch Vester und Marco von Tuned Riggs sind inzwischen vor Ort und bauen den wunderschön gebauten Axxon Mast zusammen. Ich hatte ja schon auf der Baltic und der Olsen sehr schöne Carbonmasten von Nordic (heute Southern Spars), der neue Mast ist aber in vielen Details noch mal eine ganze Spur schicker. Stören tut mich nur ein kleiner „Dracula Spars“-Aufkleber am Mastfuß, der wohl eher scherzhaft gemeint ist und auf die transsylvanische Herkunft von AXXON hinweist. Dieser Sticker wird gleich entfernt.

Nici und ich entladen die Ladung von Zugfahrzeug und Anhänger auf ein fünf Paletten um, die wir in die Werkhalle stellen dürfen und fahren dann gemeinsam nach Sneek, um dort ein paar Einkäufe zu machen und schon mal zu schauen, wo der Bahnhof ist. Auf dem Rückweg holen wir noch bei Jaarsma die Matratzen für die Vorschiffskoje ab, die wir kaum ins Auto bekommen.

Am Nachmittag überlege ich mit Lars, wie wir die von mir bemängelten Dinge aus der Welt bekommen und finden auch hier für alles eine gute Lösung, mit der wir beide leben können. Die fehlenden Ventilatoren und die zusätzlichen Taster für die Elektrowinschen hat Marc auch schon bestellt. Am frühen Abend steht auch der Mast provisorisch.

Als wir unsere Beratschlagung beendet haben ist auch die Platte des Salontisches eingebaut und der Tisch zeigt sich zum ersten Mal in voller Größe und Funktion. Total gut! Zum Herausholen von Getränken und Zubehör für das Frühstück braucht keiner mehr aufstehen...

Beim Messen der Vorstagslänge fällt den Riggern auf, dass der durch den Steven geschraubte Pütting für das Vorstag modifiziert werden muss, damit die Unterdeckstrommel der Rollgenua vernünftig fluchtet, was sie momentan nicht tut. Auch das ist kein größeres Problem.

Leider haben alle Fallen statt der von mir ausdrücklich bestellten acht nur zwei Meter Überlänge, zu wenig, um sie mehrfach kürzen zu können. Ich schlage vor, dass Vester – statt alle Fallen auszutauschen – drei Reservefallen in ausreichender (maximaler) Länge liefert, womit das Thema für mich erledigt ist. Wir sind beide zufrieden, dass wir auch in diesem Punkt eine pragmatische Lösung gefunden haben.

Um 19:00 Uhr fahren Nici und ich ins Dorf, um den Tag in einem netten Restaurant zu beenden und diesen zwar anstrengenden, aber für uns dennoch sehr schönen Tag bei einem guten Essen ausklingen zu lassen. Unser leckeres Schollenfilet genießen wir in der langsam untergehenden Sonne bei einem leckeren Glas Weißwein. Wir können noch kaum fassen, dass unser Traumboot fast fertig ist und wir gleich das erste Mal in unsere kuschelige Koje steigen dürfen.

Zurück an der Werft treffen wir Lars und seine Frau, mit denen wir dann auf der Breehorn 48 „Laaxum“ von Lars noch die von Lars am Nachmittag an Nici übergebene Flasche Chardonnay trinken. Gegen halb elf geht es auf die Koje; Nici muss morgen spätestens um fünf losfahren, weil sie in den nächsten Tagen noch eine Menge zu erledigen hat.


Der Dienstagmorgen startet mit guten und schlechten Nachrichten. Die gute Nachricht ist, dass die Fenster für den Dodger endlich auf dem Weg nach Woudsend sind und eigentlich spätestens am Freitag an der Werft eintreffen sollten. Auch der Pütting für das Vorstag ist schon modifiziert worden und kann wieder eingebaut werden.

Um nicht nur dumm rumzustehen und kluge Kommentare abzugeben beschrifte ich schon mal die Hebelklemmen am Mast, lege mir die von mir gewünschten Favoritenseiten auf den Raymarine i70-Multifunktionsanzeigen an und fertige mir eine ganze Anzahl von Loops, mit deren Hilfe ich die Fall-schäkel in der Fußreling einhängen kann, ohne die Alu-Fußreling zu vermacken.

Gegen Mittag kommen auch Vester und Marco an, die zunächst das Vorstag zusammenbauen und einhängen. Danach ist erst die Hydraulik dran und ein paar kleine Restarbeiten sind auch noch am Rigg zu machen. Nach der Ankunft der Rigger fällt mir auf, dass ich heute bisher nur ein „Nuttenfrühstück“, bestehend aus Zigaretten und Cola hatte. Jetzt gönne ich mir auch ein Päuschen und schmiere mir ein paar ordentliche Butterbrote.

Beeindruckend für mich ist die unglaubliche Ruhe, mit der alle Mitarbeiter zu Werke gehen. Keine Hektik und gar keinen Stress aufkommen lassen… Ganz gemütlich geht der Nachmittag rum und irgendwann sind auch die Rigger mit Ihrer Arbeit fertig. Ich freue mich schon auf die erste Dusche unter Deck, die ich mir heute mal gönnen werde...

Unten findet Ihr ein paar Fotos der letzten beiden Tage...

Herzliche Grüße,



Kiki




18.05.2025: "NYALA" schwimmt!

Gegen 13:00 Uhr kommn wir nach dreistündiger Fahrt mit dem Anhänger in Woudsend bei Breehorn an und wundern uns zunächst, das das Einfahrtstor der Werft schon offen ist. Als ich auch noch auf der Wasserseite ein offenes Hallentor sehe schwant mir, dass unser Boot schon schwimmen könnte, weil es zumindest nicht sofort sichtbar in der großen Werkhalle steht.

Nachdem wir um das Gebäude gefahren sind (um den Anhänger abzustellen) sehen wir, wie das Hallentor gerade zugefahren wird. Nach kräftigem Hupen geht das Tor wieder auf und Marc kommt uns - mit einem Becher Gelcoat bewaffnet leicht grinsend entgegen.

Tatsächlich schwimmt die "NYALA" seit einer guten Stunde und ist wohl auch dicht. Eigentlich muss Marc sofort weg, weil er mit seiner Familie zu einer Geburtstagsfeier muss. Dennoch nimmt er sich kurz Zeit und geht mit uns unter Deck, um einen Blick ins Schiff zu werfen. Inzwischen sind auch die Toilette, der Herd und der Sockel vom Tisch eingebaut. Im Sockel lacht uns der große zweite Kühlschrank an, der direkt über die Tischplatte zugänglich sein wird. Super!

Im Vorschiff gewinnen wir einen ersten Eindruck von unserer wirklich fürstlich großen Vorschiffskoje. Bedenken hatte ich bei den nach oben zu öffnenden Hängeschränken, weil ich Sorge hatte, dass diese sich bei Lage von selbst öffnen könnten. Diese Sorge war aber absolut unberechtigt, weil die Werft sehr solide und gut bedienbare Verschlussbeschläge völlig unsichtbar (unter den Schrankböden) eingebaut hat. Solche Beschläge habe ich bisher noch auf keinem Boot gesehen, eine wirklich exzellente Lösung.

Auch das Deckslayout überzeugt mich. Das Steuerrad ist groß genug, um auch von der Kante oder in Lee sitzend vernünftig steuern zu können, dazu ist das Ruder überraschend leichtgängig. Klasse.

Allerdings fallen mir auch ein paar Kleinigkeiten auf, die in den nächsten Tagen noch modifiziert werden müssen:

- Die Bedienknöpfe der elektrischen Genuawinschen sind für den Steuermann nicht zugänglich, weil an der Achterkante des Dodgers montiert

- Der Namenszug auf dem Spiegel ist mir zu klein (kann aber so bleiben)

- Der Bugspriet ist mir zu klobig und außerdem fehlt die besprochene und bestellte Bugleiter, um bequem vom Steg an Deck zu kommen

- Am Kopfende der Vorschiffskoje fehlt mittschiffs noch ein kleiner Tritt, damit auch Nici bequem aus ihrer Koje und wieder rein kommt

- Die Festmacher sind mir zu dünn

Leider dürfen wir den Anhänger noch nicht leer machen und an Bord verstauen, weil morgen noch einige Tests gemacht werden sollen. Wir hoffen, dass wir das zumindest dann morgen Abend erledigen können, bevor Nici wieder nach Hause fährt. Deshalb fahren wir nach einer Stunde an Bord (und vor und neben dem Schiff) weiter nach Heeg, wo uns Nici ein Zimmer in einem schnuckeligen Hotel an einem kleinen Kanal mit Blick aufs Wasser gebucht hat.

Bevor ich gleich ein Mittagschläfchen mache, wollte ich Euch noch ein paar Fotos in den Blog stellen. Ich bin überrascht, wie gut die Webseite inzwischen frequentiert ist. Allein gestern gab es 80 Besucher, die ich sehr gern auf dem Laufenden halte.

Herzliche Grüße aus Heeg


Kiki und Nici






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